Welche Aspekte sind derzeit in der Baufinanzierungsberatung besonders wichtig?
Annabrunner: Wichtig ist, dass die Kunden ihre persönliche finanzielle Situation realistisch einschätzen. Wir raten jedem Kunden, grundsätzlich nicht mehr als 40 Prozent seines Haushaltsnettoeinkommens für die Baufinanzierung aufzuwenden.
Bei Tilgungszeiten von 30 Jahren müssen auch Reserven für Instandhaltungen schon mit bedacht werden. Wer seine Belastung „auf Kante näht“, potenziert sein Risiko.
Um zu vermeiden, dass günstige Immobilienkredite zu historisch langen Tilgungszeiten führen, sollte die anfängliche Kredittilgung nicht nur bei einem Prozent, sondern höher liegen. Mindestens zwei Prozent Tilgung sind daher empfehlenswert.
Gerade für die große Gruppe der heute 30- bis 40-jährigen Eigenheim-Finanzierer muss ein Konzept erarbeitet werden, damit sie möglichst mit Beginn des Ruhestands schuldenfrei sind – was dann natürlich gleichzeitig eine gute Lösung für die Problematik von Rentenlücken darstellt.
Die Baufinanzierungszinsen in Deutschland sind aufgrund der Zinspolitik der EZB seit einiger Zeit auf äußerst niedrigem Niveau. Gibt es Anzeichen für eine Trendwende?
Annabrunner: Voraussagen über die Entwicklung der Zinsen sind immer ein Stück weit Spekulation. Fest steht aber: Der Druck auf die Europäische Zentralbank in Richtung einer Korrektur ihrer Zinspolitik wächst kontinuierlich.
Der Markt ist auch bereits in Bewegung, denn in den vergangenen Monaten sind die Bauzinsen langsam, aber kontinuierlich gestiegen. Das sind klare Zeichen für eine Trendwende.
Ich würde daher jedem potenziellen Bauherren oder Immobilienkäufer raten, die Umsetzung seines Vorhabens relativ zeitnah in Angriff zu nehmen.
Auch wenn zur Zinspanik momentan kein Grund besteht, das Risiko für mittelfristig deutlich höhere Hypothekenzinsen ist sicherlich gegeben.
Wie können sich Immobilienkäufer gegen das Risiko steigender Zinsen absichern?
Annabrunner: Zunächst sollten sich Käufer grundsätzlich die Zinsen möglichst lange sichern. Von der DSL Bank werden Annuitätendarlehen mit einer Laufzeit bis zu 30 Jahren angeboten.
Wird zudem parallel ein Bausparvertrag angespart, kann zumindest für einen Teil des Restdarlehens die Phase hoher Sicherheit noch verlängert werden – und das derzeit noch zu einem sehr günstigen Preis.
Ein Bausparvertrag, oft auch staatlich gefördert, bietet zusätzliche Sicherheit bei großer Flexibilität. Hier sind unsere Finanzberater gefragt, denn die Wahl des richtigen Finanzierungskonzeptes ist ebenso komplex wie die individuelle Lebenssituation jedes Kunden.
Auch die Information über die Möglichkeiten der Wohn-Riester-Förderung und ihre Einbindung in das Finanzkonzept gehört zu einer guten Baufinanzierungsberatung.
Eigenheimbesitzer, bei denen in den nächsten Jahren eine Umschuldung ansteht, sollten über ein Forward-Darlehen nachdenken. Damit lassen sich schon heute die günstigen Konditionen für den Folgekredit festschreiben. Damit ist es eine Versicherung gegen steigende Zinsen.
Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.-Ausgabe 11/2017.
Interview: Barbara Kösling
Foto: DSL Bank
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