Trotz der Rekordverluste der Versicherer durch Naturkatastrophen im ersten Quartal 2011 beschränken sich Prämienerhöhungen für Unternehmen bisher auf die von Schäden betroffenen Risiken. Dies zeigt das aktuelle „Spring 2011 Insurance Market Update“ des weltweit tätigen Industrieversicherungsmaklers Marsh.
In den nicht von den Katastrophen betroffenen Regionen beziehungsweise Sparten gab es im ersten Quartal demnach nur geringe Veränderungen bei den Versicherungsmarktkonditionen. Marsh zufolge werden Unternehmen, die in Regionen vertreten sind, die von den jüngsten Katastrophen betroffen waren, jedoch in den nächsten Renewals mit Erhöhungen rechnen müssen. Dazu gehörten vor allem Australien, das Anfang des Jahres von einer Flutkatastrophe betroffen war, sowie Neuseeland mit dem Christchurch-Beben vom 22. Februar und Japan mit dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März und auch die Tornadoserie in den USA vom April.
Obwohl es keinen sofortigen drastischen Marktumschwung gegeben habe, stünden viele Versicherer und Rückversicherer durch die Verluste im ersten Quartal bereits substanziell unter Druck. Marsh rechnet im Versicherungsmarkt-Update mit Folgen für die Rückversicherungsprämien, sollten noch zusätzliche Katastrophenschäden auftreten.
„Der weltweite Versicherungsmarkt steht derzeit unter enormem Druck, vor allem vor der Hurrikansaison 2011, die überdurchschnittlich stürmisch werden soll“, sagt Jochen Körner, Mitglied der Zentralen Geschäftsleitung von Marsh. „Weitere Katastrophenschäden in diesem Jahr könnten die Rückversicherungsprämien nach oben treiben. Auch die Einführung des neuen Hurrikanmodells seitens des Unternehmens Risk Management Solutions, das von vielen Erst- und Rückversicherern genutzt wird und dazu dient, die Hurrikan- und Sturmflutrisiken der USA zu bewerten, sieht Prämiensteigerungen in der Sachversicherung vor. Angesichts dieser grundlegenden Marktentwicklungen ist nicht mit einer Fortsetzung des weichen Markts der letzten Jahre zu rechnen“, so Körner weiter.
Als eine Konsequenz aus den Verlusten des ersten Quartals notiert das aktuelle Insurance Market Update eine steigende Tendenz der Versicherer, auf umfangreichen Informationen zu den Risiken zu bestehen, mit deren Hilfe verlässlichere Vorhersagen modelliert werden können. Beispielsweise erwarten Versicherer von ihren Kunden, ihre Betriebsunterbrechungsrisiken vollständig transparent zu machen. Viele Versicherer drängen demnach auch auf reduzierte Entschädigungsgrenzen und erhöhte Selbstbehalte, sowohl für Betriebsunterbrechungs- als auch für Katastrophenrisiken.
Laut Marsh führen in vielen Unternehmen die Verwerfungen in den globalen Lieferketten, die durch Erdbeben, Tsunami und den nuklearen Unfall in Japan entstanden sind, zu einer Neubewertung ihrer Verwundbarkeit gegenüber solchen Ereignissen und der Effektivität ihrer Risikomanagementprogramme. „Die Ereignisse in Japan brachten bei zahlreichen Unternehmen deutliche Schwächen in ihrer Widerstandsfähigkeit ans Licht. Dies zeigt, wie wichtig es ist, alle Risiken entlang der gesamten Lieferkette zu identifizieren und zu bewerten“, weiß Körner. (te)
Foto: Marsh