„Die Normalisierung der Konsumgüterpreise wird gebremst durch die anhaltende Inflation im Dienstleistungssektor. Hinzu kommt, dass die Wiedereröffnung Chinas die Gefahr birgt, dass auch die Güterpreise wieder steigen. Das Erwachen der chinesischen Wirtschaft führt bereits zu einer erheblichen Verlängerung der Lieferfristen und einer raschen Erholung der Preise für Industriemetalle (Kupfer, Eisenmetalle). Darüber hinaus stieg die chinesische Ölnachfrage im Dezember auf 48 Millionen Tonnen. Die sich verbessernden Aussichten in China spiegeln sich auch in Europa wider. Die Industrieproduktion in der Eurozone hat sich in den drei Monaten bis November stabilisiert.
Das neue Modewort für die Hausse an den Finanzmärkten, die makellose Disinflation, wird sich vielleicht als (so viel Ironie sei erlaubt) vorübergehend erweisen.
Wir sehen an den Bewegungen im Markt, dass sich die Zentralbanken nach wie vor schwer tun, ihren straffen geldpolitischen Kurs auch bei den Marktteilnehmern zu verankern. Der Bericht über den Verbraucherpreisindex in den USA, der mit 6,5 % zwar den Erwartungen entsprach, führte zu einem weiteren Rückgang der Renditen von Staatsanleihen. Die Zentralbanker bekräftigen ihr Bekenntnis zur Straffung der Geldpolitik, aber innerhalb des FOMC zeichnet sich ein Konsens für maßvollere Zinserhöhungen von 25 Basispunkten in der Zukunft ab. Die zweijährige US-Rendite fiel mit 4,15 % auf den niedrigsten Stand seit Oktober. Die Renditekurve ist nach wie vor stark invertiert, und der Spread zwischen 2- und 10jährigen Staatsanleihen liegt bei -68 Bp. Die Erinnerung an 10-jährige Renditen, die zwischen 2012 und 2021 im Durchschnitt bei 2 % lagen, treibt die Nachfrage nach Staatsanleihen weiter an.“