Hein: Wir haben seit Kurzem Modernisierungs-Partner im Netzwerk. Die Kundinnen und Kunden sind meist positiv überrascht, dass wir das können. Es ist auch schön, wenn man das auf der Homepage zeigt und die Postleitzahl eingibt: Da wäre noch eine Firma, die zu Wärmepumpen berät und diese liefert. Das ist eine tolle Dienstleistung mit Mehrwert für den Baufinanzierer, mit der wir uns vom Wettbewerb abheben können. Denn genau das brauchen die Menschen, wenn sie ein Objekt kaufen oder ein Bestandsobjekt sanieren wollen.
Heinrich: Ich bin überzeugt, dass das eine super Sache ist und bei den Kunden sehr gut ankommt.
Witzigmann: Für die Kunden ist das eine tolle Sache, denn sie bekommen durch den Modernisierungs-Check eine grobe Richtung, in die sie gehen können.
Hein: Wir stellen fest, dass die Frequenz der genutzten Modernisierungs-Partner stark ansteigt. Angefangen haben wir mit dem Modernisierungs-Check. Damit wird ermittelt, was an einem Haus energetisch sinnvoll saniert werden kann oder muss. Jetzt gehen wir den nächsten Schritt mit den Modernisierungs-Partnern, um Unternehmen an die Hand zu geben. Wir sehen dabei im Moment vor allem drei Bereiche: Energieberatung sowie Wärmepumpen und Photovoltaik.
Königsbauer: Im vergangenen Jahr gab es viel Hickhack um die Förderprogramme der KfW. Wie sehr hat das dem Geschäft geschadet?
Hein: Unsicherheit schadet immer. Wenn Menschen verunsichert werden, wagen sie sowohl den Schritt, überhaupt zu kaufen, als auch den Schritt zur Modernisierung nicht. Das hat zu einer deutlichen Zurückhaltung in der Finanzierungsnachfrage geführt.
Witzigmann: Die kurzfristige Umsetzung der KfW, dass vieles über Nacht gestoppt wurde, hat uns viele Kunden gekostet, vor allem im Neubau. Letztes Jahr ging es dort nur gut, weil die Förderungen interessant waren. Ohne Förderung haben viele Kunden ihr Vorhaben gestoppt oder bei der Energieeffizienz gespart. Das führt genau zum Gegenteil und später zu höheren Kosten.
Königsbauer: Themenwechsel: Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in der Abwicklung und Beratung?
Hein: Ich bin überzeugt, dass man KI in der Beratung sehr viel in der Vorarbeit einsetzen kann, dass sie die persönliche Beratung aber nicht ersetzen wird. Denn dabei wird die menschliche Seite, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, nicht berücksichtigt. Das gilt jedenfalls in naher Zukunft, was in 30 Jahren ist, weiß man natürlich nicht. Ich bin überzeugt, dass sich KI sehr gut einsetzen lässt, beispielsweise um Leads zu priorisieren. Im Bankensektor wird KI vermehrt eingesetzt werden. Das wird telefonische Themen angehen, aber auch Prozesse intern.
Königsbauer: Wer nutzt ChatGPT?
Witzigmann: Wir nutzen es. Nicht unbedingt im Umgang mit dem Kunden, sondern vor allem zur Gestaltung von Werbemitteln oder Ablaufplänen für Webinare. Ich bin überzeugt, dass KI die tägliche Arbeit unterstützen kann, aber nicht im riesigen Umfang und nicht unbedingt am Telefon mit dem Kunden.
Heinrich: In der Beratung nutzen wir ChatGPT nicht, aber zu vorbereitenden Maßnahmen. KI ist ein Thema, das bis jetzt sicherlich noch nicht so implementiert ist, wie es bald werden wird. Man wird das an vielen Stellen einbauen können. Wir müssen die Prozesse beschleunigen, aber es wird noch dauern, bis das in meiner Vertriebsstruktur ankommt.
Haist: Wir nutzen ChatGPT in der Beratung noch nicht. Wir nutzen es, um Werbetexte zu erstellen und Einladungen für Firmenveranstaltungen zu kreieren. So schaffen wir die Basis, auf der wir aufbauen können. Die letzten 30 Prozent passen wir dann noch manuell an.
Königsbauer: Welche Rolle spielt KI in Bezug auf Biodiversität
Schulz: Im Natur- und Umweltschutz allgemein wird KI schon seit Jahren intensiv genutzt. Das beginnt schon bei der App, mit der Sie ein Foto von Pflanzen machen und das Programm bestimmt dann, um welche Pflanze es sich handelt. Diese Daten werden dann auch als Beobachtungen in die Datenbank eingepflegt und wiederum für das Training weiterer KI-Modelle verwendet. Eine bedeutende Rolle wird KI künftig beim Monitoring von Biodiversität spielen, etwa durch die Auswertung von Luft- oder Satellitenbildern. Da wird gerade viel diskutiert, beispielsweise in Bezug auf den Nachweis entwaldungsfreier Lieferketten.
Königsbauer: Und wie sieht es in der Finanzierungsberatung mit sozialen Medien aus?
Haist: Social-Media muss sich jeder stellen, der am Markt erfolgreich sein will. Wir haben gemeinsam mit einer Agentur überlegt, wie wir in diesem Bereich aktiv werden können. Das bringt uns ganz neue Interessentenschichten. Ich bin überzeugt, dass wir hier ein Riesenpotenzial haben. Zugegebenermaßen stehen wird noch am Anfang, aber wir konnten schon erste Erfolge verbuchen.
Heinrich: Wir sind im Social-Media-Bereich noch nicht unterwegs. Aber auch uns ist klar: Die Käuferschichten und Kunden ändern sich, ebenso die Informationswege. Deshalb ist es wichtig, sich da einigermaßen zu positionieren. Allerdings muss man Arbeitszeit und auch finanziell etliches reinstecken.
Witzigmann: Da kann ich mich nur anschließen. Auch wir stehen noch relativ am Anfang.
Königsbauer: Welche Trends werden das Baufinanzierungsgeschäft im zweiten Halbjahr und im kommenden Jahr bestimmen?
Hein: Das Thema Modernisierung wird definitiv weiter an Fahrt gewinnen. Die Nebenkosten werden steigen, unabhängig davon, ob der Verbrauch vielleicht zurückgeht. Weniger Verbrauch bedeutet am Ende des Tages trotzdem mehr Kosten. Und das wird die Menschen dazu drängen, etwas zu tun. Daneben wird das Thema Flexibilität in der Baufinanzierung Fahrt aufnehmen. Auch vor dem Hintergrund von individuellen Sanierungsfahrplänen ist in der Produktwelt der Banken noch einiges zu tun. Daneben glaube ich auch, dass Kundinnen und Kunden sich mehr mit ihrer Immobilie beschäftigen oder identifizieren müssen, als sie das vielleicht die letzten paar Jahre gewohnt waren. Vor 20 Jahren hat jeder, der sich eine Immobilie anschafft, gewusst, dass er zunächst nicht fünfmal im Jahr in Urlaub fahren und alle zwei Jahre ein neues Auto kaufen kann. Durch die Niedrigzinsphase der letzten Jahre haben wir verlernt, so zu denken: Wenn ich mich für eine Immobilie entscheide; muss ich bereit sein, vielleicht eine gewisse Zeit lang auf das eine oder andere zu verzichten.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Cash.-Ausgabe 9/2024.