In dem zweiten Teil des Cash.-Interviews mit Franz-Josef Rosemeyer, Vorstand des Münsteraner Finanzvertriebs A.S.I. Wirtschaftsberatung AG, spricht er über das Demografieproblem auf dem Vermittlermarkt und die Weiterbildungsinitiative „gut beraten“.
Cash.: Viele Marktteilnehmer warnen vor einem Vermittlersterben. Neueste Zahlen der DIHK-Register scheinen diese Sorge zu bestätigen. Sind Vermittler vom Aussterben bedroht?
Rosemeyer: Zwischen einer massiven Reduzierung der Vermittleranzahl und dem Aussterben der Vermittlerspezies gibt es erfreulicherweise einen Unterschied. An ersteres glaube ich ebenfalls, wobei diese These auch nicht besonders gewagt ist. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Zahl der Versicherungsvermittler vor Einführung der EU-Vermittlerrichtlinie mit circa 400.000 angegeben. Laut IHK-Register beläuft sie sich aktuell auf etwa 240.000. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie bis zum Jahr 2020 auf circa 150.000 zurückgeht. Diese Entwicklung wird nicht nur durch die strenger werdenden Regulierungen, sondern auch über die zunehmende Komplexität der Produktwelt und den rasanten technologischen Fortschritt befeuert. Ein großer Teil der aktuellen Marktteilnehmer will oder kann diesen Anforderungen nicht mehr gerecht werden und wird deswegen aus dem Markt ausscheiden. Diese Entwicklung muss nicht schlecht sein, weil die verbleibenden Marktteilnehmer wahrscheinlich auf einem deutlich höheren Qualifikations- und Professionalitätsniveau arbeiten.
[article_line]
Das Durchschnittsalter der Vermittler liegt bei rund 50 Jahren. Was muss getan werden, um mehr Nachwuchs zu gewinnen?
Dieser Aspekt ist viel wichtiger als eine nochmals deutlich reduzierte Anzahl der aktuellen Marktteilnehmer. Das Demografieproblem könnte mittelfristig zu erheblichen Engpässen in der Vermittlerlandschaft führen. Hinzu kommt ein Reputationsproblem der Branche, das nicht kurzfristig aus der Welt zu schaffen ist. Mittelfristig muss es gelingen, intelligente junge Leute für diesen Beruf zu begeistern und deutlich zu machen, dass die Ausübung dieses Berufs neben analytischen Fähigkeiten auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und sozialer Kompetenz erfordert. Darüber hinaus sollte deutlich werden, dass die Beratung zur Risikovorsorge und insbesondere die Sicherstellung der Altersvorsorge anspruchsvoll und ehrenhaft sind. Sollte das gelingen, besteht für die Branche die Chance, unabhängig von Vergütungsmodellen einen völlig neuen Beratertypus zu etablieren.
Seite zwei: „Richtiger Schritt Richtung Qualitätsoffensive“