Versicherungs-Start-ups, die sogenannten Insurtechs, drängen massiv in den Versicherungsmarkt, doch ob sie eine Bedrohung oder eine Chance für die Assekuranz darstellen, scheint noch immer nicht ausgemacht.
Die Geschäftsmodelle der Insurtechs höhlen die Wertschöpfung der Versicherer aus, auch wenn sie deren Existenz noch nicht grundlegend gefährden – so lautet das eher pessimistische Fazit einer gemeinsamen Studie der Managementberatung Oliver Wyman und dem Zweitmarktanbieter Policen Direkt.
Risiko einer Verharmlosung
In der Verharmlosung des Phänomens „Insurtech“ liege ein erhebliches Risiko, warnen die Autoren der Studie. Häufig komme es in digitalen Geschäftsmodellen zu Oligopol- oder gar Monopolsituationen, berichten die Autoren und verweisen auf die Beispiele Google für Suchmaschinen und Facebook für soziale Netze.
Ist dies der Fall, könnten die neuen Modelle „perspektivisch so viel Wertschöpfung abziehen, dass es für viele der traditionellen Unternehmen gefährlich wird“.
Doch es gibt auch eine andere Sichtweise. Viele Versicherer sind der Ansicht, dass Insurtechs für frischen Wind in der Branche sorgen.
Sie hätten einen längst überfälligen Strukturwandel in der Versicherungswirtschaft ausgelöst, befeuert von kühnen Wachstumsphantasien, frischem Wagniskapital und einer Menge Gründergeist.
„Altlasten durch veraltete IT“
„Ich erkenne sehr viel Interesse der Versicherer an Fintechs und Insurtechs. Unsere Branche hat Altlasten durch eine veraltete IT, deshalb sind unsere Mitgliedsunternehmen sehr daran interessiert, ihre Prozesse unter dem Aspekt der Digitalisierung zu erneuern“, bestätigt Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Er habe aber bisher noch kein Fintech-Unternehmen in Deutschland gesehen, das selbst Versicherungsträger ist. „Deshalb sehe ich noch nicht, dass in unserer Branche etwas Vergleichbares entstehen könnte wie Airbnb bei der Hotelsuche oder Uber bei den Fahrdiensten – dort soll das Geschäftsmodell der klassischen Anbieter praktisch ausgehebelt werden.“
Ein Schicksal, das den Versicherern erspart bleiben soll.
Seite zwei: Hoffen auf Zusammenarbeit