Die Mehrheit der deutschen Versicherer sehen die Konkurrenz durch Insurtechs nicht als Bedrohung für das eigene Geschäftsmodell. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Auf das disruptive Potenzial von Internet-Riesen wie Google oder Amazon blickt die Branche demnach mit größerer Sorge.
Lediglich 46 Prozent der deutschen Versicherer sehen Insurtechs als eine der größten Herausforderungen. Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Branchenkompass Insurance 2017“, die die Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt hat.
Demnach glauben jedoch 54 Prozent der Entscheider, dass neue digitale Vollversicherer mit Bafin-Lizenz eine Bedrohung darstellen.
Viele Versicherer begegnen der Insurtech-Welle der Studie zufolge, indem sie sich den Start-ups annähern. 47 Prozent der befragten Entscheider sehen in Partnerschaften mit Insurtechs wichtige strategische Maßnahmen bis 2020.
Insurtechs als Ideengeber und Katalysatoren
Zudem nutzen die Unternehmen demnach verstärkt das Know-how der Start-ups: 13 Prozent setzen bereits Insurtech-Anwendungen ein und 56 Prozent planen beziehungsweise erwägen den Einsatz.
„Viele dieser Start-ups haben eher die Funktion eines Ideengebers und Katalysators notwendiger Veränderungen und weniger die eines direkten Konkurrenten“, sagt Lars Rautenburger, Leiter der Business Unit Insurance bei Sopra Steria Consulting.
Etablierte Unternehmen würden so die eigene Digitalisierung spürbar beschleunigen können, weil Start-ups deutlich agiler und flexibler sind und keine Altlasten mit sich herumschleppen müssten.
Amazon, Google und Co. als Bedrohung
Deutlich besorgter zeigen sich die Versicherer der Studie zufolge mit Blick auf die Pläne einiger Internet-Riesen, in den Versicherungsmarkt einzutreten.
„Google, Facebook, Amazon und Apple kennen ihre Kunden mit ihren Gewohnheiten oft besser als sie selber und können sehr schnell und treffsicher vorhersagen, gegen welche Risiken sich jemand absichern möchte. Für Versicherungsunternehmen ist das viel schwieriger“, sagt Rautenburger.
Zudem hätten die Internet-Riesen den Vorteil, dass sie bereits dort sitzen, wo viele Versicherungen abgeschlossen werden: direkt am Point-of-Sale, zum Beispiel beim Kauf von elektronischen Haushaltsgeräten. (jb)
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