Internationale Zahlungsmoral-Studie: Großkonzerne zahlen weniger zuverlässig

Zwei rote Aktenordner liegen auf Geldscheinen. Die Ordner haben beide die Aufschrift Forderungen
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Deutsche Unternehmen belegen nur Platz sieben, wenn es um die Zahlungsmoral geht.

Die Zahlungsmoral von Unternehmen weist weltweit eine große Bandbreite auf. Die Payment-Studie 2022 von Dun & Bradstreet (D&B) wertet Zahlungserfahrungsdaten aus 38 Ländern aus und liefert einen nach Regionen, Branchen und Unternehmensgröße aufgeschlüsselten Überblick über die Zahlungsgepflogenheiten. Deutschland liegt überraschend weit hinten.

Pünktlichkeit steht bei den Deutschen oftmals hoch im Kurs. Wenn es allerdings darum geht, seine Rechnungen fristgemäß zu begleichen, haben andere Länder in Europa die Nase vorn. Mit gut 65 Prozent pünktlich gezahlter Rechnungen rangieren deutsche Unternehmen nur auf Platz sieben im europäischen Vergleich. Vor allem Unternehmen aus Dänemark, aber auch aus der Slowakei, Polen und den Niederlanden zahlen besonders häufig pünktlich.

Notorisch säumige Unternehmen, die ihr Zahlungsziel um mehr als 90 Tage verfehlen, finden sich vor allem in Griechenland, Rumänien und Portugal. Das ergibt die aktuelle Payment-Studie von D&B, die detaillierte Zahlungserfahrungs- und Transaktionsdaten aus dem weltweiten Partner-Netzwerk des Anbieters von Unternehmensdaten und Analyselösungen für das vierte Quartal 2021 und entsprechende Vorjahreszeiträume auswertet. Analysiert wird die Zahlungsmoral von Unternehmen aus 26 europäischen und zwölf außereuropäischen Ländern. Aufgeschlüsselt nach Regionen, Branchen und Unternehmensgröße liefern die Studienergebnisse ein differenziertes Bild der Zahlungsgepflogenheiten weltweit.

Kleine Unternehmen zuverlässiger als große

Global ist vielfach eine Verbesserung der Zahlungsmoral im Vergleich zum Corona-geprägten vierten Quartal 2019 festzustellen. Doch bleibt das Bild auch hier heterogen – so hat sich der Anteil pünktlicher Zahler etwa in Polen, Großbritannien, Irland und Luxemburg verringert. Der gleiche negative Trend ist auch bei Unternehmen aus Hongkong und Indien auszumachen. Überregional auffällig erscheint, das kleine und kleinste Unternehmen fast durch die Bank zuverlässiger zahlen als Großkonzerne. In Deutschland etwa liegt der Anteil fristgerechter Zahler bei den Kleinst- und Kleinunternehmen bei 68,3 Prozent beziehungsweise 67,8 Prozent, während Großunternehmen ihre Rechnungen nur zu 40,7 Prozent pünktlich begleichen.

Bei einer Aufschlüsselung nach Branchen nimmt Deutschland in Bezug auf die Zahlungsmoral eine der führenden Positionen in Nordeuropa im Baugewerbe (68,9 Prozent), im Großhandel (65,5 Prozent) und im Einzelhandel (71,1 Prozent) ein und stellt damit sein sprichwörtliches Verhältnis zur Pünktlichkeit unter Beweis. Der polnische Markt ist in Bezug auf fristgemäße Zahlungen nicht weniger zuverlässig, herausragende Ergebnisse sind im Bergbau, bei Finanzdienstleistungen und im Dienstleistungssektor zu verzeichnen. Im Vereinigten Königreich dagegen ist der Anteil der verspäteten Zahlungen über 90 Tage in fast allen Sektoren am höchsten (der Spitzenwert liegt bei 5,5 Prozent im Einzelhandel).

An zweiter Stelle folgt Polen mit 4,7 Prozent im Baugewerbe und vier Prozent im Sektor Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei. Die beste Tendenz bei fristgerechten Zahlungen im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei hat Dänemark (94,4 Prozent), gefolgt von den Niederlanden (82,1 Prozent) und der Schweiz (73,1 Prozent). Dänemark und die Niederlande sind in der Kategorie „Zahlungen bei Fälligkeit“ in allen Sektoren die Spitzenreiter, Irland hingegen weist die niedrigsten Prozentsätze auf und überschreitet nie die 40,2 Prozent, die im Bereich Finanzdienstleistungen verzeichnet werden.

Insgesamt sind sowohl Niveau als auch Entwicklung der Zahlungsmoral von mehreren Faktoren abhängig. Neben dem globalen ökonomischen Umfeld und den dominierenden Wirtschaftszweigen der jeweiligen Volkswirtschaften zählen dazu auch landestypische Geschäftspraktiken. Gerade angesichts der global gewachsenen makroökonomischen Unsicherheiten, die sich durch den Krieg in der Ukraine, Lieferkettenengpässe und die gestiegene Inflation weiter verschärft haben, gilt es insbesondere für international tätige Unternehmen, regelmäßig die Zahlungsgepflogenheiten und ihre jeweilige Entwicklung in denjenigen Ländern, zu denen sie Geschäftsbeziehungen pflegen, genau unter die Lupe zu nehmen.

Nur so lassen sich unschöne Überraschungen im Cash-Flow-Management vermeiden. Neben der jährlich veröffentlichten Payment-Studie liefert das D&B DUN Trade Netzwerk kontinuierlich Daten zum Zahlungsverhalten von mehr als 340 Millionen Unternehmen weltweit und bietet darüber hinaus aggregierte Risikoeinschätzungen zu jedem potenziellen Handelspartner.

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