Tillmann: Ganz eindeutig ja. Dem entgegen steht aktuell die Situation auf den Immobilienmärkten sowie die signifikant gestiegenen Fremdkapitalkosten. Bei dem derzeitigen, immer noch sehr hohen Kaufpreisniveau, gepaart mit hohen Zinsen, ist die Akquisition neuer ausreichend rentabler Immobilien schwierig. Möglicherweise ergeben sich Chancen durch die Konzeption eines weitestgehend auf Eigenkapital basierenden Fonds mit einer Mischung von älteren und neueren Objekten. Aber wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Es muss sich etwas an den Kaufpreisen tun. Erste Entwicklungen dahingehend sehen wir bereits. Aus unserem Netzwerk wurden uns auch schon erste potenzielle Investments angeboten. Diese schauen wir uns in aller Ruhe an und entscheiden dann, ob es noch in diesem Jahr ein Nachfolgeprodukt für unseren zuletzt erfolgreich platzierten Nahversorgungsfonds geben kann.
Vor der Pandemie waren Sie auch mit Hotelfonds am Markt. Wie haben diese die Corona-Einschränkungen überstanden?
Tillmann: Insbesondere zu Beginn der Pandemie war die Lage sehr herausfordernd. Während die Business- und Stadthotellerie damit zu kämpfen hatte, dass sie zwar Geschäftsreisende empfangen durfte, die meisten Großveranstaltungen aber abgesagt wurden und kaum noch Dienstreisen stattfanden, wurde beispielsweise unserem Tourismushotel in Grömitz gleich der gesamte Betrieb behördlich untersagt. Dem engen Schulterschluss mit den Betreibern unserer Hotels sowie dem unermüdlichen Krisenmanagement unserer Portfolio Manager ist es zu verdanken, dass wir wesentlich schneller als erwartet einen wirtschaftlich guten Weg aus dieser Krise gefunden haben. Zwar mussten wir pandemiebedingt in 2020 beispielsweise bei unseren beiden zuletzt platzierten Hotelfonds die Auszahlungen zurückstellen, seit 2021 leisten wir diese aber wieder ganz regulär. Mittlerweile bewegt sich die Hotelauslastung wieder weitestgehend auf Vorkrisenniveau und ergebnisseitig stehen einige Häuser sogar besser da als vor der Pandemie.
Sie haben angekündigt, bald wieder Hotelfonds aufzulegen. Was ist konkret zu erwarten?
Mückenheim: Wir sind überzeugt davon, dass Hotelinvestments mit ihren langen Mietverträgen und den dadurch gesicherten Cashflows eine gute Ergänzung in jedem Immobilienportfolio darstellen. Nach einem sehr zurückhaltenden Transaktionsgeschehen im vergangenen Jahr ist unserer Einschätzung nach in diesem Jahr die Zeit gekommen, wieder mit einem Hotelfonds an den Markt zu gehen. Diesbezüglich planen wir auf bereits angebundene Häuser zu setzen, die mit sehr langlaufenden Mietverträgen ausgestattet sind und attraktive Auszahlungen ermöglichen würden. Die dahingehenden Vorarbeiten laufen bereits, ein Vertriebsstart ist jedoch nicht vor dem Sommer geplant, da wir uns zunächst auf unsere aktuell im Vertrieb befindlichen Produkte sowie die Konzeption eines zweiten 6b-Fonds konzentrieren möchten.
Ihre dritte aktuelle Neuemission ist ein Spezial-AIF, der im Bereich der Erneuerbaren Energien investiert. Was ist konkret geplant?
Tillmann: Mit unserem Fonds können professionelle Investoren in europäische Windkraft- und Solaranlagen investieren. Geplant ist, bis zu 100 Millionen Euro Eigenkapital einzuwerben. Ende des vergangenen Jahres haben wir die Prospektfreigabe erhalten. Auf dieser Basis befinden wir uns nun im Vertrieb. Zudem prüfen wir zurzeit zwei konkrete Investmentmöglichkeiten für den Fonds.
Erneuerbare Energien sind eine neue Assetklasse für Dr. Peters. Woher haben Sie das Know-how und sind auch Publikums-Fonds in diesem Segment geplant?
Tillmann: Für den Aufbau dieser Assetklasse haben wir zunächst die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen und im Laufe des vergangenen Jahres ein dreiköpfiges Team aus Renew-Experten an Bord geholt, das jahrelange Erfahrungen und ein gutes Netzwerk zu Projektentwicklern und Betreibern von Windkraft- und Solaranlagen mitgebracht hat. Mittelfristig können wir uns auch die Auflage von Publikumsprodukten aus dem Renew-Bereich vorstellen. Prüfen werden wir auch Fonds für Einzelprojekte und Fonds-in-Fonds-Konstruktionen. Bevor wir so weit sind, konzentrieren wir uns aber nun erstmal auf die Ansprache von professionellen Investoren und die Platzierung unseres ersten Fonds. Hierzu haben wir uns jüngst auch auf der Vertriebsseite weitere Verstärkung ins Haus geholt.
Der Spezial-AIF erfüllt die Anforderungen von Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung, also den höchsten Nachhaltigkeitsstandard. Wie aufwändig waren die Konzeption und das Genehmigungsverfahren bei der BaFin?
Tillmann: Wir haben uns bei der Auflage dieses Fonds für ein Luxemburg-Modell entschieden. Das Genehmigungsverfahren bei der zuständigen Aufsichtsbehörde lief aus unserer Sicht reibungslos und zügig.
Welchen Stellenwert hat das Thema ESG generell für die Dr. Peters Group und sind auch für den Publikums-Vertrieb Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds geplant?
Tillmann: Wir widmen uns auf einer unternehmensweiten Basis dem Thema Nachhaltigkeit – von weitestgehend digitaler Anlegerkommunikation und dem Einsatz nachhaltiger Werbemittel, über die Ausstattung unseres Bürogebäudes und der Arbeitsplätze bis hin zur Weiterentwicklung des Asset-Portfolios. In unserem Privatkundengeschäft mit Immobilieninvestments wird voraussichtlich der Einstieg über einen Artikel-8-Fonds realistisch sein. Einen Artikel-9-Fonds sehen wir hier zumindest kurzfristig nicht.
Auf welchen Vertriebskanälen beziehungsweise Arten von Vertriebspartnern liegt der Schwerpunkt der verschiedenen Emissionen?