Wann geht der ELTIF in den Vertrieb?
Auel: In Österreich sind wir bereits gestartet. Dort hatten wir wegen der strikteren Umsetzung der AIFM-Richtlinie seit 2014 kein reines Private-Equity-Produkt für den Publikumsvertrieb. Das ändert sich mit dem ELTIF und wir sind zuversichtlich, wieder an frühere Erfolge im Publikumsgeschäft in Österreich anknüpfen können.
Prokscha: Es ist der erste Publikums-ELTIF, der in Deutschland von der BaFin zugelassen wurde. Alle anderen sind in Luxemburg registriert. Der Fonds ist als Master-Feeder konzipiert. Das heißt, dass die Vermittler und Anleger das bekannte Modell der Investment-KG in Händen halten werden. Die so eingesammelten Gelder werden in einen Master-Fonds investiert, den wir erstmals als geschlossenes Sondervermögen aufgelegt haben. Damit entfällt dort der administrative Aufwand einer Investment-KG. Wir planen, dass sich an diesem Sondervermögen perspektivisch auch Privatanleger ab 200.000 Euro direkt beteiligen können.
Auel: Wir schließen damit eine Lücke für vermögende Privatkunden. Sie konnten bislang auch mit größeren Beträgen nur in unsere Publikumsfonds investieren, die ab 50 Euro im Monat oder einmalig 5.000 Euro zugänglich sind. Die institutionellen MPEP-Fonds in Luxemburg hingegen sind professionellen und semiprofessionellen Investoren vorbehalten und grundsätzlich erst ab siebenstelligen Beträgen zugänglich. Mit dem Sondervermögen können wir dann auch ein Vehikel ab 200.000 Euro mit entsprechender Kostenstruktur bieten.
Lemke: Dabei bleibt festzuhalten, dass wir im deutschen Markt nach wie vor hauptsächlich mit klassischen AIF wachsen wollen, zumindest in dem Zeithorizont, den man aktuell überblicken kann. Im Publikumsgeschäft in Deutschland ist der klassische AIF genauso gut geeignet wie der ELTIF.
Das ELTIF-Sondervermögen investiert dann wiederum in den jeweils aktuellen MPEP-Fonds?
Prokscha: Das ist regulatorisch nicht möglich. Der ELTIF investiert aber parallel in die gleichen Zielfonds wie MPEP, wobei er nach der ELTIF-Verordnung auf Fonds mit Sitz in der EU beschränkt ist. Die Zielinvestitionen erfolgen also zum allergrößten Teil in Europa. Theoretisch kann ein europäischer Fonds zwar auch in den USA investieren, aber das ist die absolute Ausnahme. Gute Fonds mit Zielland USA haben regelmäßig auch dort ihren Sitz, erst recht in unserem Investmentfokus Lower Mid-Market.
Welche Folgen für den internationalen Private-Equity-Markt erwarten Sie durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump?
Bär: Wir rechnen damit, dass es einige Monate durchaus Unsicherheit und Zurückhaltung geben wird, bevor sich die Akteure mit den neuen Gegebenheiten arrangieren. Anders als bei einem Aktieninvestment spielt bei uns das Timing, sowohl in Bezug auf die Investition als auch auf den Exit, aber generell keine ähnlich große Rolle. Die Investitionen erfolgen über mehrere Jahre, also auch über unterschiedliche Wirtschaftszeiträume. Die Exits werden ebenfalls nicht auf einen Schlag vorgenommen, sondern zum bestmöglichen Zeitpunkt und strecken sich über die Fondslaufzeit. Gerade in unserem Zielsegment Lower-Mid-Market, also mittelständische Unternehmen, ist zudem deren individuelle Entwicklung oftmals wichtiger als ein genereller Marktzyklus.
Wie ist die Definition der Unternehmen, die zum Lower-Mid-Market zählen?
Bär: Eine verbindliche, einheitliche Definition gibt es nicht. Die wesentliche Größe für uns ist ein Ebitda, also Jahresgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, zwischen fünf und 25 Millionen Euro. Andere Private-Equity-Investoren setzen etwas andere Grenzwerte, aber das ist die grobe Größenordnung.
Umsatz oder Mitarbeiterzahl spielen keine Rolle?
Bär: Wenn ein Zielfondsmanager sich einem Unternehmen nähert, schaut er sich natürlich auch andere Kennzahlen sowie die Historie und die Zukunftsperspektiven an. Aber das Ebitda beziehungsweise der Cashflow ist der Ausgangspunkt, weil es typischerweise die Basis für die Unternehmensbewertung ist und die Investitionen einerseits nicht zu kleinteilig, andererseits pro Unternehmen nicht zu groß werden sollen. Die meisten Zielfonds in diesem Segment haben ein Volumen zwischen 300 und 800 Millionen Euro.