Sie betonen, dass der HEP – Solar Green Energy Impact Fund I nicht nur Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung entspricht, sondern auch der Taxonomie-Verordnung. Warum ist das wichtig und was ist das Besondere daran?
Eitle: Das oberste Ziel des Fonds ist, mindestens 75 Prozent des Kapitals so zu investieren, dass wir aktiv eine nachhaltig messbare CO2-Einsparung erreichen, in unserem Fall durch den Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen. Es gibt auch Artikel-9-Fonds, die in Bestandsanlagen investieren. Auch diese entsprechen der Offenlegungsverordnung, sparen aber nicht aktiv CO2 ein, denn die Bestandsanlagen gibt es ja schon. Durch diesen aktiven Beitrag zur CO2-Einsparung leistet der HEP – Solar Green Energy Impact Fund 1 einen Beitrag zum Umweltziel „Klimaschutz“ im Sinne der Taxonomie-Verordnung. Daher kann unser Fonds mit Fug und Recht als Klimaschutzfonds bezeichnet werden – und das als einer der ersten Fonds in Deutschland!
Ist „Klimaschutzfonds“ Ihre Einstufung oder eine gesetzlich beziehungsweise von der BaFin definierte Kategorie?
Eitle: Die Bezeichnung stammt von uns. Sie ist aber an enge rechtliche Voraussetzungen gebunden, die wir auch unter Berücksichtigung der Vertriebsvorschriften der EU-Wertpapieraufsicht ESMA genau geprüft haben. Eine gesetzliche Definition dafür gibt es aber nicht.
Wie schwierig war der Genehmigungsprozess als Artikel-9-Fonds bei der BaFin?
Eitle: Sowohl für uns als auch für die BaFin war das Thema Neuland. Das haben wir bei vielen Gesprächen gemerkt. Die BaFin war dabei auch offen für unsere Lösungsvorschläge. Der Genehmigungsprozess hat durchaus länger gedauert als bei vorherigen Fonds. Das lag aber auch daran, dass wir die ersten waren, die ein Basisinformationsblatt nach der neuen EU-Verordnung PRIIPs erstellt haben, die seit Anfang 2023 auch für Publikums-AIF anzuwenden ist. Das hat viel Zeit gekostet, weil auch hier noch viele Fragen ungeklärt waren. Die Herausforderung ist aber gar nicht so sehr, einen Artikel-9-Fonds bei der BaFin durchzubekommen, sondern vielmehr, dieses Thema dann auch dauerhaft im Fonds umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um den Klimaschutz, sondern auch um die anderen Bereiche der Taxonomie-Verordnung, also zum Beispiel Menschenrechte und Arbeitsbedingungen oder die Frage, woher die Materialien und Komponenten stammen und unter welchen Bedingungen sie abgebaut beziehungsweise hergestellt wurden.
Die Anlagen sollen nach dem Bau zügig verkauft werden. Die geplante Laufzeit des Fonds ist dadurch mit rund sechs Jahren deutlich kürzer als beim vorherigen Fonds. Ist das dem Ziel der Taxonomie-Konformität geschuldet oder hat es einen wirtschaftlichen Hintergrund?
Eitle: Das hat wirtschaftliche Gründe. Ein Solarpark ist mittlerweile ein Asset, das wie eine Immobilie in seinem Lebenszyklus mehrmals den Besitzer wechselt, in den USA bis zu sechs Mal. Langfristige gesetzliche Einspeisevergütungen oder 20-Jahres-Verträge spielen kaum noch eine Rolle. Heute werden deutlich kürzere Stromabnahmeverträge geschlossen, sogenannte Power Purchase Agreements, kurz PPA. Das hat mit der verbesserten technischen Effektivität von Solaranlagen zu tun, aber auch mit dem Anstieg der Marktpreise für Strom und fossile Energieträger, der schon lange vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eingesetzt hat. Regenerative Quellen, vor allem Solaranlagen, sind heute die günstigste Art der Stromerzeugung. Hinzu kommt seit vergangenem Jahr noch die politische Dimension, dass die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen auch in Bezug auf die Versorgungssicherheit beziehungsweise in den USA auf die dadurch verursachte Inflation verringert werden soll. Unser Asset Management hat sechs Jahre als optimale Haltedauer identifiziert. Wir entwickeln und bauen die Anlagen und betreiben sie zwei oder drei Jahre. Während dieser Zeit erzeugen unsere Parks sauberen Strom. Wie eingangs erwähnt, ist ein Ziel des Fonds die CO2-Einsparung und damit den Impact zum Klimaschutz nachzuweisen. Wenn die Parks ihre Funktions- und Leistungsfähigkeit demonstriert haben und genügend CO2-armer Strom produziert wurde, ist der richtige Zeitpunkt zum Verkauf. In den USA resultiert diese Zeitspanne auch aus den Steuervorschriften. Dort gibt es für fünf Jahre Tax Credits, also Steuervorteile. Danach darf man die Anlage verkaufen.
Ihr Schwerpunkt liegt weiterhin in den USA. Warum?
Eitle: Unsere Schwerpunkte sind USA und Kanada, aber auch Europa und weiterhin Japan. Die USA sind ein riesiger Markt, nicht zuletzt, weil die aktuelle Biden-Regierung über 300 Milliarden US-Dollar für regenerative Energien zur Verfügung stellt. 2019 haben wir uns mit Beteiligungen an drei Projektentwicklern in den USA strategisch sehr stark positioniert und die Voraussetzungen geschaffen, auch in den nächsten Jahren die Projektpipeline auszubauen. In Kanada bietet vor allem die Provinz Alberta, die sonst eher bekannt für Fracking-Gas ist, exzellente Voraussetzungen für Photovoltaik und hat ein Programm zur CO2-Reduzierung verabschiedet. Dort haben wir aktuell drei große Projekte, die schon weit vorangeschritten sind. In Japan haben wir bereits mehrere Projekte realisiert und kennen uns gut aus, es gibt entsprechende Infrastruktur, Rechtssicherheit und eine stabile Wirtschaft. Wir haben auch dort Mitarbeiter vor Ort.
Verstärken wollen Sie auch Ihr Engagement in Europa, speziell in Deutschland. Welche Chancen sehen Sie hier?
Eitle: Es geht uns darum, ein internationales Portfolio abzubilden. Dazu gehört Europa. Deutschland ist unser Heimatmarkt, in dem wir uns gut auskennen. Die Rahmenbedingungen haben sich zudem etwas aufgehellt. Aber wir sehen uns auch andere Länder in Europa an, die spannend sind.
Die Anlagebedingungen lassen noch weitere Zielländer zu, etwa in Südostasien oder Mittelamerika. Was hat es damit auf sich?
Eitle: In diesen Ländern gibt es teilweise exzellente Opportunitäten mit sehr hohen Renditen. Wir haben sie deshalb als eventuelle Möglichkeit zur geringen Beimischung in die Anlagebedingungen aufgenommen. Für den aktuellen Fonds kann ich aber ausschließen, dass wir in diesen Ländern investieren werden.
Kommen wir zum Vertrieb: Bei welchen Vertriebsschienen liegt Ihr Schwerpunkt und planen Sie hier Änderungen?
Eitle: Etwa 70 Prozent unserer Vertriebspartner stammen aus dem Bereich von Paragraf 34f Gewerbeordnung, entweder über Organisationen – also Makler, Pools, Vertriebsgesellschaften – oder als selbstständige Finanzdienstleister. 30 Prozent sind Banken. In diesem Bereich arbeiten wir mit vielen Volksbanken zusammen, aber auch mit Privatbanken und einigen Sparkassen. Mit dem Verhältnis sind wir ganz zufrieden.
Neuerdings muss der Vertrieb auch die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden abfragen, die Banken schon seit August 2022, der 34f-Vertrieb voraussichtlich ab diesem Frühjahr. Ist das für Sie ein Vorteil, oder ist es nur lästig oder sogar negativ, weil Anbieter aus anderen Assetklassen sich nun auch – zumindest nach Artikel 8 – als nachhaltig darstellen können?
Eitle: Ich bin gespannt, wie der 34f-Vertrieb die Nachhaltigkeitspräferenzen zukünftig abfragt und wie der einzelne Vermittler damit umgeht. Hier sind noch viele Fragen offen, aber wir haben eine gute Legal-Abteilung, die man auch mal fragen kann. Dass Anbieter aus anderen Assetklassen mit der Einstufung nach Artikel 8 einen größeren Image-Gewinn haben als ein ohnehin als nachhaltig wahrgenommenes Produkt mit Artikel 9, ist nicht auszuschließen. Grundsätzlich erwarte ich für unser Produkt aber einen positiven Effekt. Für unsere Vertriebspartner bieten wir übrigens als Service die Dokumentation aller ESG-bezogenen Fondsparameter über das einheitliche EET-Template von FinDatEx an.
Abschließend noch ein Blick in die Zukunft. Was ist Ihr strategisches Ziel?
Eitle: Wir haben verschiedene Arten von Zielen. Eines davon ist, so viele Solarparks wie möglich umzusetzen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen. Wir sind da natürlich nur ein kleiner Mosaikstein, aber doch ein wichtiger. Quantitativ ist unser Ziel, pro Jahr 500 Megawatt Solarparks neu zu bauen und ans Netz zu bringen. Im Bereich Investments streben wir an, jedes Jahr einen Publikumsfonds und ein institutionelles Produkt auf den Weg zu bringen.
Bleiben Sie ausschließlich bei Photovoltaik oder sind auch andere Erneuerbare Energien oder gar gänzlich andere Assetklassen ein Thema?
Eitle: Sag niemals nie, aber Stand heute bleiben wir bei Solar. Darauf sind wir spezialisiert.
Bleiben Sie auch dem Publikums-AIF als „Verpackung“ treu?
Eitle: Wir hinterfragen regelmäßig, ob der Publikums-AIF noch das richtige Produkt ist. Wir wären auch offen für andere Strukturen, falls der Vertrieb uns eine entsprechende Rückmeldung gibt oder die Zahl der 34f-Vermittler mit der notwendigen Erlaubnis weiter abnimmt. Derzeit fühlen wir uns aber ganz wohl mit dem AIF.
Interview: Stefan Löwer, Cash.
Dieser Artikel stammt aus dem Cash. SPECIAL „Nachhaltigkeit“ in der Cash.-Ausgabe 3/2023