Investment-Expo: „Regierung hat das Steuergesetz vergessen“ (mit Bildergalerie)

Foto: Cash.
Gespräche im Bereich vorm Eingang zum "Zoo Palast" in Berlin.

Grundsätzlich begrüßt Real I.S.-Vorstand Jochen Schenk das unlängst auf den Weg gebrachte Zukunftsfinanzierungsgesetz, das Immobilienfonds die Invention auch in Solaranlagen erlauben soll. Es könne "sehr viel bewegen". Doch ein wesentliches Element fehlt noch.

„Grundsätzlich könnten wir mit dem Gesetz sehr viel bewegen“, sagte Schenk am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion auf der Veranstaltung „Investment-Expo“ in Berlin mit Blick auf das enorme Bestandsvolumen der offenen Immobilienfonds. „Insbesondere könnten wir die Dächer unserer Gebäude wesentlich besser nutzen“, so Schenk. Das sei vor allem dann attraktiv, wenn die Mieter den erzeugten Strom zum großen Teil selbst nutzen können und nur überschüssigen Strom einspeisen müssen. Es sei aber auch die Beimischung separater Photovoltaikanlagen möglich.

„In der jetzigen Form könnten wir das Gesetz aber fast nicht nutzen“, kritisierte Schenk erneut. Denn die Regierung habe wohl „vergessen“, auch das Investmentsteuergesetz entsprechend anzupassen. Demnach drohen den Immobilienfonds auch nach der investmentrechtlichen Änderung durch Investitionen in Erneuerbare-Energien-Anlagen außerhalb enger Grenzen erhebliche steuerliche Nachteile.

Wenn noch eine entsprechende Anpassung des Steuergesetzes vorgenommen wird, werde zudem die Frage sein, welchen Anteil an Solaranlagen die Investoren in einem Immobilienfonds akzeptieren. Der Betrieb einer solchen Anlage sei schließlich kein Selbstläufer, sondern erfordere Sachverstand sowie Managementkompetenz und enthalte auch unternehmerische Risiken, so Schenk.

„Unfallfrei“ zum Anleger

Zudem müssten die Fonds „unfallfrei“ über den Vertrieb an die Anleger gebracht werden. Dabei denkt Real I.S. offenbar auch über neue Angebote für Privatanleger nach.

Aus dem Geschäft mit geschlossenen Publikums-AIFs hat sich das Unternehmen, das zu den ältesten und vom historischen Volumen größten Anbietern zählte, vor einiger Zeit zurückgezogen. „Vielleicht kann ein ELTIF eine gute Alternative sein“, so Schenk. Dabei handelt es sich um einen Langzeit-Fonds nach europäischem Recht (European Long Term Investment Fund); die entsprechende EU-Verordnung ist unlängst im Sinne der Branche angepasst worden.

Schenk trat bei der Veranstaltung als Vorstandsvorsitzender der Real I.S. AG auf, nicht in seiner Funktion als Vizepräsident des Immobilienverbands ZIA. Der Verband wiederum war in der Diskussionsrunde durch die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan vertreten. Diese kritisierte einmal mehr das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), auch bekannt als „Habecks Heizungspläne“ .

Grundsätzlich unterstützt der ZIA zwar die Ziele des GEG, es gibt aber noch viele Ungereimtheiten und Lücken sowie Kritik am Zeitplan. Unter anderem kritisierte Özkan, dass der GEG-Entwurf für Immobilien, die von Unternehmen genutzt werden, beim Heizungstausch – anders als für Privathaushalte – bisher keinerlei Förderungen vorsehe. Zudem seien die für die Planung von Fernwärmeheizungen unerlässlichen „Wärmepläne“ der Kommunen, die offenbar eigentlich vorgeschrieben sind, nur zu einem sehr geringen Teil tatsächlich vorhanden. Damit dürfte es – jedenfalls zum derzeit geplanten Starttermin des GEG Anfang 2024 – in vielen Fällen unmöglich sein zu entscheiden, ob Fernwärme bei der Heizungsmodernisierung in Betracht gezogen werden kann oder nicht.

Bei der „Investment-Expo“ im bekannten Kino-Komplex „Zoo Palast“ in Berlin treffen sich gestern und heute etwa 800 Teilnehmer und Teilnehmerinnen (wobei der Männeranteil gefühlt um die 95 Prozent beträgt). Im Mittelpunkt stehen Investments für institutionelle Anleger, primär in Zusammenhang mit Immobilien. Die überwiegend parallel in den vier Kino-Sälen durchgeführten Diskussionen drehen sich unter anderem um Immobilienmärkte, Zinsentwicklung und ESG-Kriterien. Veranstalter ist die Agentur Rueckerconsult.

Cash. war vor Ort. Die Bilder:

Foyer mit Bar im „Zoo Palast“

Alle Fotos, sofern nicht anders gekennzeichnet: Cash. / Stefan Löwer

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