Und das Minus wäre noch dramatischer ausgefallen, wenn nicht viele Kunden ihr Kapital nur umgeschichtet hätten. 155,6 Milliarden Euro flossen in Geldmarktfonds und knapp 1,1 Milliarden Euro in Rohstofffonds. Im letzten Jahr wurden dagegen nahezu alle Anlageklassen gemieden, selbst Geldmarktfonds erschienen nicht mehr als sichere Alternative.
Lediglich Mischfonds konnten 5,4 Milliarden mehr einsammeln. Mit knapp 70 Milliarden Euro floss mehr als die Hälfte des abgezogenen Vermögens aus Aktienfonds ab. Der Aderlass steigerte sich noch bis zum Jahresende: Nach 9,4 Milliarden Euro im November, zogen Investoren im Dezember 11,5 Milliarden Euro ab.
Kaum besser fällt die Bilanz bei Rentenfonds aus: Circa 43,7 Milliarden Euro sind netto im Vorjahr abgezogen worden, allein in den letzten beiden Monaten November und Dezember waren es zusammen 20 Milliarden Euro. Immerhin blieben die Profiinvestoren der Investmentfondsbranche treu. Nach der jüngsten Absatzstatistik des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI), Frankfurt, sind hierzulande im November 2011 aus Publikumsfonds zwar rund 5,2 Milliarden Euro abgeflossen, institutionelle Anleger haben aber 7,7 Milliarden Euro in die ihnen vorbehaltenen Spezialfonds investiert.
Damit haben Anleger unter dem Strich im November rund 6,5 Milliarden Euro zusätzlich in Investmentfonds gesteckt. Insgesamt vertrauten die Profis den Fondsanbietern inklusive deren Portfolios außerhalb von Investmentfonds 11,7 Milliarden Euro neue Mittel an. Unter dem Strich verwaltet die deutsche Investmentfondsbranche somit ein Vermögen von insgesamt 1.754 Milliarden Euro, knapp die Hälfte in Spezialfonds.
Laut BVI sind Altersvorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherungsgesellschaften mit insgesamt 55 Prozent deren wichtigste Kunden.
China, Indien & Co. prosperieren
Zum Ausklang des vergangenen Jahres hellte sich aber auch die Stimmung der Anleger mit schmalerem Geldbeutel immerhin ein wenig auf. Ihre Risikobereitschaft hat wieder leicht zugenommen, wie der Investor-Sentiment-Index der Schweizer Großbank UBS zeigt. Für die Experten handelt es sich aber nach wie vor um eine vorsichtige Einstellung.
Dennoch, die Investoren kehrten an den Aktienmarkt zurück. Der Index der 30 größten deutschen Börsenschwergewichte lag Anfang Januar bereits wieder 6.100 Punkten. Die Hausse vieler Börsen ging übrigens bis zum Redaktionsschluss Anfang Februar weiter und hat die Performance-Daten der meisten Investmentfonds innerhalb nur weniger Tage deutlich verbessert.
(Zum Vergrößern auf die Grafik klicken, Quelle: Bank of England, Europäische Zentralbank, Federal Reserve, Bank of Japan)
Die größte Herausforderung für Anleger sieht Andreas Utermann in den aktuell niedrigen Zinsen: „In der Eurozone gehen wir von weiter sinkenden Zinssätzen aus. In absehbarer Zeit werden auch die Notenbanken der USA, Japans und Großbritanniens ihre extreme Niedrigzinspolitik nicht beenden“, sagt der Global Chief Investment Officer von Allianz Global Investors (AGI), und rät Anlegern, auf die realen Renditen zu achten: „Beim gegenwärtigen Zinsniveau bleiben wir für europäische Staatsanleihen vorsichtig, denn selbst bei nominal positiver Verzinsung erwarten wir real, also nach Abzug der Inflation, eine eher enttäuschende Rendite.“