Das Ende des klassischen Konjunkturzyklus

Die Halver-Kolumne

Ach, wie herrlich berechenbar war doch früher die Konjunktur. Man konnte sich auf ein festes Glaubensbekenntnis verlassen: Die USA als uneingeschränkte Hohepriester reagierten auf Wirtschaftsabschwünge regelmäßig mit finanz- und geldpolitischer Gesundbetung …

Cash.-Kolumnist Robert Halver
Cash.-Kolumnist Robert Halver

… und konnten sich ein ums andere Mal der Gefolgschaft der weltwirtschaftlichen Gemeinde sicher sein.

Insbesondere über den Importsog der konsumbeseelten Amerikaner wurden die anfangs noch glaubensschwachen Exportländer auf die Linie des Aufschwungs eingeschworen, der dann auch in der Binnenwirtschaft auf eine zunehmende Anhängerschaft traf.

Zudem ließ das Vertrauen in die US-Wirtschaft den US-Dollar und die Aktienmärkte deutlich ansteigen und die Rentenmärkte reagierten auf den inflationären Aufschwung mit anziehenden Zinsen. Hatte die Konjunktur die Boom-Phase erreicht, sammelten die Notenbanken  über zinspolitische Kollekten – auch um einer stabilitätsfeindlichen Überhitzung vorzubeugen – das Geld wieder ein und kühlten damit im Umkehrverfahren die Wirtschaft wieder ab. Und dann in der Rezession wurde der Aufschwungglaube geldpolitisch erneut angefacht.

Ich will nicht behaupten, dass Konjunkturprognosen früher einfach waren. Aber die kreislaufförmig ablaufenden Entwicklungen lieferten für die Analystentätigkeit mindestens sichere Leitplanken. In der heute real existierenden Finanzwelt unterliegt dieses ehemals so feste klassische Glaubensbekenntnis einer massiven Verweltlichung, quasi der Reformation. Denn die frevelhaften Zweifel an einem wiederkehrenden US-Konsum als Ausgangspunkt einer international frohen Konjunktur-Botschaft nehmen zu.

Lesen Sie auf der nächsten Seite von der Restauration des alten Glaubens.

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