Die Halver-Kolumne
Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Mit Blick auf die US-Notenbank kann man diese Frage bejahen. Bereits jetzt gab es einen wertvollen Geschenkgutschein. So will Ben „Santa Claus“ Bernanke auch weiterhin Liquiditätsspritzen verabreichen.
Offen ist eigentlich nur, wie lange die Schenkungsaktion andauern wird. Bernanke geht davon aus, dass es fünf Jahre dauern wird, bevor die Arbeitslosigkeit wieder ein normales Niveau erreicht haben wird. Da kann man sich wohl an den fünf Fingern einer Hand ablesen, dass die Geldgeschenke auch 2011, 2012,… nicht eingestellt werden.
Und wie hoch fallen die Geldgeschenke aus? So hoch, dass niemand enttäuscht unter dem Weihnachtsbaum sitzen muss. Die Banken können ihre Probleme in Liquidität ersäufen, der Staat kommt zinsgünstig an Geld, hat keine Absatzprobleme von neuen Schuldscheinen und bekommt die Verschuldung – um die Freude vollkommen zu machen – auch noch weginflationiert. Und die Investoren erhalten eine neue schöne Anlagewelt mit ebenso schönen neuen Finanzblasen. Frohes Fest!
Europäische Notenbank packt die Rute wieder ein
Dieses barmherzige Verhalten der Fed scheint auch die EZB zu beeindrucken. Ihre Rolle als Knecht Rupprecht, der mit der Rute die Stabilität verteidigt, weicht zunehmend der frohen Botschaft der gebenden Hand. Sollen doch die nationalen Finanzminister die Rolle des Spielverderbers übernehmen.
Wer will da noch meckern? Und die spaßbremsenden Stabilitätsphilosophen, die mit ihrem notorischen Gerede von Betty-Ford-Entzugsklinik nur die lockere Punchlaune verderben, werden einfach nicht mehr zur Holy Liquidity Party eingeladen.
Ach ist es nicht herrlich, dass man trotz aller Unsicherheit an den Finanzmärkten unbeirrt auf dieses klares Glaubensbekenntnis der Notenbanken setzen kann. Auf die Leckereien aus der Weihnachtsbäckerei der Fed können wir uns zukünftig ganzjährig freuen.
Dabei fällt mir einer meiner Lieblingsfilme ein: Forrest Gump. Dort heißt es, das Leben sei wie eine Schachtel Pralinen, bei der man nie weiß, was man bekommt. Diese Unsicherheit gibt es bei der Geldpolitik nicht. Man bekommt immer die Pralinen mit viel Alkohol.
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.
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Foto: Baader Bank