Warum enden Märchen immer mit der Hochzeit?

Die Halver-Kolumne: Unsere Beziehung zu Griechenland liegt längst in Trümmern. Kann es dennoch zu einem Happy End für den märchenhaften Bund der europäischen Währungsunion kommen?

Kennen Sie zufällig den US-Spielfilm „My Big Fat Greek Wedding“? Es ist eine Komödie, in der eine Griechin einen Amerikaner kennenlernt. Trotz unterschiedlicher kultureller Identität, die zu vielen amüsanten Auseinandersetzungen führt, kommt es schließlich doch zum Happy End einer märchenhaften Hochzeit.

Ähnlich wie im Film ging auch Euroland mit den Griechen 2003 – trotz unterschiedlicher Stabilitätskulturen – den märchenhaften Bund der Währungsunion ein. Allerdings ist seit dem verflixten siebten Jahr 2010 der Lack von der Beziehung ab. Zunächst hat Griechenland bei der Mitgift geschummelt. Überhaupt ist die gemeinsame Basis in Finanzfragen viel zu schwach, als dass sie dem permanenten Stresstest des rauen Wirtschaftsalltags gewachsen wäre. Die Euro-Familie versucht zwar bis heute alles, um die Flammen der einstigen Liebesbeziehung neu zu entfachen. Um dem griechischen Partner zu gefallen, schreckt sie selbst vor selbstverleugnenden Stabilitätssünden nicht zurück. Der Familienkredit wird auch regelmäßig erhöht, obwohl der Partner seine Stärken im Umgang mit Geld bislang gut versteckt hat. Und tragfähige Einnahmemodelle sind sowieso kaum vorhanden. Aus Nebelfeldern wird eben kein Bauerwartungsland.

Kann man die kaputte Beziehung zu Griechenland retten?

Der Preis für die Beziehungsrettung ist grundsätzlich zu hoch. Das verdeutlicht ein einfaches Beispiel. Ein Unternehmer verfügt über einen Bus, mit dem er Einnahmen von 2.000 Euro im Monat erwirtschaftet. Seine monatlichen Fixkosten für Lebenshaltung (1100 Euro) und Betriebskosten des Busses (600 Euro) betragen insgesamt 1.700 Euro. Auf seine Schulden von 30.000 Euro zahlt er Zinsen in Höhe von 20 Prozent, also 500 Euro im Monat. Da seine Ausgaben von 2.200 Euro die Einnahmen von 2.000 Euro übersteigen, droht dem Unternehmer die Insolvenz.

Unterstellen wir jetzt eine finanzielle Rettungsaktion. Zur Sicherung der Liquidität des Unternehmers und vor allem zur Verhinderung eines Zahlungsausfalls verleiht die Bank einen neuen Kredit über 10.000 Euro zu einem subventionierten Zins von 5 Prozent, sprich 42 Euro im Monat. Als Bedingung muss er jedoch monatlich Kosten von 300 Euro einsparen, damit der Kreditausschuss der Bank seinen Segen gibt. Da er bei den Lebensmitteln und der Miete nicht einsparen kann, ist er gezwungen, die Betriebskosten des Busses um 50 Prozent zu senken. Damit kann er aber auch nur 50 Prozent an Beförderungsaufträgen wahrnehmen und erzielt insofern nur 50 Prozent seines früheren Einkommens.

Selbst eine Zweckehe mit Griechenland ist nicht mehr möglich

Die persönliche Bilanz des Unternehmens sieht nach der Rettungsaktion wie folgt aus: Seine monatlichen Einnahmen verringern sich auf 1.000 Euro, seine Fixkosten aber nur auf 1.942 Euro. Er ist jetzt nicht nur nicht mehr in der Lage, seine Lebenshaltungskosten zu decken. Er kann weder die Zinszahlungen leisten, noch sein Geschäftsmodell zur Erwirtschaftung des Unterhalts praktizieren. In der Konsequenz hat sich der Finanzstatus des Unternehmers dramatisch verschlimmert. Daneben hat sich ebenso die Bank als Geschäftspartner des Spediteurs keinen Gefallen getan. Nach einem nur vorübergehenden Aufschub der Insolvenz des Unternehmers muss sie auch den neuen Kredit abschreiben und verschlechtert damit sogar ihre Bonität. Das Rettungspaket führt insgesamt zu keiner Win-Win-, sondern zu einer Loss-Loss-Situation.

Lesen Sie auf Seite 2, warum Romantik nicht weiterhilft.

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