Damit erlebten die hiesigen Start-ups aber immer noch das zweitbeste erste Halbjahr aller Zeiten, zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die Zahl der Finanzierungsrunden fiel um 7 Prozent auf 549, blieb aber klar über dem Niveau der Jahre vor 2021. „Es ist immer noch viel Liquidität im Markt, Investoren schauen aber genauer, wo sie investieren“, sagte EY-Partner Thomas Prüver. Geopolitische Unsicherheiten, die Zinswende und unklare Konjunkturaussichten sorgten für viel Unsicherheit, die in den Zahlen des ersten Halbjahres möglicherweise noch nicht ganz abgebildet sei.
Start-ups sind auf Investoren wie Wagniskapitalfonds oder Konzerne angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Wachstumsfirmen haben in der Pandemie davon profitiert, dass die Digitalisierung einen Schub bekam – etwa bei Online-Shopping, Finanzgeschäften oder Essenslieferungen. 2021 sammelten hiesige Start-ups laut EY die Rekordsumme von 17,4 Milliarden Euro Risikokapital ein. Auch gab es einige sehr große Geldspritzen etwa für den Lieferdienst Gorillas, den Software-Anbieter Celonis und die Smartphone-Bank N26.
Doch mit dem Ukraine-Krieg und steigenden Zinsen hat sich der Markt gedreht. Vor allem die Aktien von Tech-Unternehmen brachen ein, da ihre Geschäftsmodelle als zinsabhängig gelten. Und Investoren wurden bei Start-up-Finanzierungen zurückhaltender. Erst am Montag wurde bekannt, dass die Gesamtbewertung des schwedischen Bezahldienstes Klarna um 85 Prozent eingebrochen ist. Einige Start-ups haben zuletzt wegen der schwierigeren Bedingungen reihenweise Jobs abgebaut.
Das meiste Kapital für deutsche Start-ups floss im ersten Halbjahr dieses Jahres erneut nach Berlin: Mehr als jeder zweite investierte Euro landet laut EY in der Hauptstadt (3,25 Milliarden Euro). Bayern kam mit 1,16 Milliarden Euro auf Rang zwei, jedoch halbierte sich die Summe gemessen am Vorjahreszeitraum. Deutlich zugelegt haben unter anderem Hessen und Hamburg, die von großen Finanzierungsrunden profitierten. (dpa-AFX)