Die breite Mehrheit der europäischen Immobilieninvestoren rechnet mit dem Fortbestehen der Eurozone. Die Schuldenkrise und die Ungewissheit über die Folgen für die Märkte machen jedoch dem Investitionsklima in den drei großen Volkswirtschaften weiter zu schaffen. Das zeigt die Investmentklima-Studie von Union Investment.
Demnach ist das Auseinanderfallen der Eurozone nur für zwölf Prozent der befragten Immobilieninvestoren ein wahrscheinliches Szenario. Zur Neujustierung ihrer Anlagestrategie geben indes die weiter gesunkenen Erwartungen an die konjunkturelle Erholung in Europa ausreichend Anlass. Der Anteil der Investoren, die von einer Rezession in ganz Europa ausgehen, beträgt in der aktuellen Umfrage 42 Prozent und liegt damit noch einmal um fünf Prozentpunkte über dem letzten Umfragewert vom Dezember 2011. Infolge der Euro-Krise rechnen rund 90 Prozent mit steigenden Kapitalanforderungen seitens der finanzierenden Banken und über 80 Prozent mit einer stärkeren Konzentration von Immobilieninvestitionen auf die stabilen Märkte im Norden Europas. 65 Prozent erwarten als Konsequenz aus der Schuldenkrise ein deutlich rückläufiges Neubauvolumen.
Management von Vermietungsrisiken gewinnt an Bedeutung
„Auch die Sorge vor einer neuen Kreditklemme ist bei den Investoren weiterhin präsent, wenngleich sich hier eine leichte Entspannung abzeichnet“, sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilien Research bei Union Investment Real Estate in Hamburg. So stellt eine neue Kreditklemme heute für 62 Prozent der deutschen, britischen und französischen Immobilienprofis ein wahrscheinliches Szenario dar. Der im Dezember 2011 gemessene Wert lag bei 72 Prozent.
Passend hierzu messen die Investoren – gefragt nach unterschiedlichen Risikoarten – Liquiditätsrisiken heute eine etwas geringere Bedeutung bei als noch vor sechs Monaten. Die höchste Relevanz für die Anlageentscheidung haben jetzt erstmals Vermietungsrisiken mit 83 Prozent der Nennungen (plus zwei Prozentpunkte), gefolgt von Mietausfallrisiken mit 72 Prozent (minus zwei Prozentpunkte). „Dreh- und Angelpunkt der Investitionsentscheidung bleibt angesichts der konjunkturellen Unsicherheit die Entwicklung der Flächennachfrage. Von Investorenseite gesucht werden vor allem Büromärkte mit geringem Rückschlagpotenzial“, so Janßen.
Hohes Vertrauen in den deutschen Immobilienmarkt
Entsprechend hoch stehen im aktuellen Investorenranking neben Deutschland derzeit der kanadischen Immobilienmarkt, Skandinavien, Polen und die USA. 56 Prozent der Investoren, und damit noch einmal sieben Prozentpunkte mehr als im letzten Halbjahr, zeigen sich in der Union Investment-Studie davon überzeugt, dass der deutsche Immobilienmarkt sogar gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen wird. Einen ähnlich souveränen Umgang mit dem Stresstest der Schuldenkrise erwarten sich 40 Prozent der Investoren vom polnischen Gewerbeimmobilienmarkt (Dezember 2011: 38 Prozent), 37 Prozent von Schweden (29 Prozent) und 31 Prozent von der Schweiz (25 Prozent). Als Risikomarkt Nummer 1 für die nächsten zwei bis drei Jahre stufen die befragten Investoren einhellig Spanien ein. „Die sich abzeichnende konjunkturelle Entwicklung wird die potenziellen Märkte für Immobilieninvestitionen noch enger werden lassen. Sicherheit dürfte daher bei vielen Investoren in den kommenden Monaten noch stärker in das Zentrum der Anlageentscheidung rücken“, sagt Janßen. In der aktuellen Befragung nennen noch 44 Prozent der Investoren Rendite als Hauptanlagemotiv, gefolgt von Sicherheit mit 35 Prozent und Liquidität mit 13 Prozent.
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