Mit Blick auf die seit Wochen anhaltende Seitwärtsbewegung am Goldmarkt mehren sich die Fragen nach der weiteren Preisentwicklung. Kommt es zu einem Ausbruch? Und wenn ja, in welche Richtung?
Gastbeitrag von Nico Baumbach, Hanseatische Investment-GmbH
Blickt man in fundamentaler Hinsicht auf das gelbe Metall, so wird deutlich, warum von dort in dieser Zeit kein Impuls gekommen ist: China, das noch im vergangenen Jahr einen Rekord bei den Goldimporten zu verzeichnen hatte, tritt in diesem Jahr zurückhaltender auf.
Die großen Gold-ETFs verzeichnen auch schon seit Wochen keine größeren Zu- oder Abflüsse mehr. Und der Terminmarkt, an dem sich noch in 2013 diverse Marktteilnehmer auf der Verkäuferseite positioniert hatten, präsentiert sich zwischenzeitig deutlich ausgeglichener.
Schaut man deshalb, wo dieser Tage Impulse herkommen können, so wird lediglich auf Indiens neuen Premierminister Narendra Modi hingewiesen. Er hatte avisiert, nach seiner Wahl die erst im vergangenen Jahr implementierten Importrestriktionen für Gold wieder abzubauen.
Neuer Leichtsinn trotz brodelnder Krisen
Doch diese Ruhe ist auf der anderen Seite auch etwas irritierend. Denn darin kommt eine Haltung von Investoren und Anlegern zum Ausdruck, die mit Sorglosigkeit bezeichnet werden könnte.
Als Konsequenz scheint kaum jemand die klassische Versicherungsfunktion, die Gold zu Recht zugebilligt wird, dieser Tage auf dem Schirm zu haben. Und das verwundert. Denn die Zahl der geopolitischen Konflikte hat in den vergangenen drei Jahren, nachdem Gold seinen bisherigen Höchstpreis erreicht hatte, nicht ab-, sondern zugenommen.
Viele dieser Schauplätze liegen nur einen Steinwurf von Europa entfernt – nicht umsonst spricht man vom Nahen Osten. Die Liste der Länder, denen es an einem stabilen politischen System mangelt, umfasst die noch vergleichsweise regelmäßig von der Tagespresse beobachteten Länder Syrien und Ukraine sowie die Langzeitpatienten Afghanistan und Irak.
Hinzu kommen Länder wie Libyen und Ägypten. Und die Patientenliste könnte länger werden: Pakistan ist hierfür ein Kandidat. Und die Türkei und der Iran stehen vor der Entscheidung, sich im dieser Tage implodierenden Irak zu engagieren.
Investoren brauchen Weckruf
Doch die Aktien- und Rentenmärkte der westlichen Welt feiern eine lang anhaltende Fiesta mit All-Time-Highs, die Belastungsfaktoren beständig ausblendet und mit zunehmender Einseitigkeit liquiditätsgetrieben scheint. Im Segment der festverzinslichen Anleihen kaufen die Investoren alles, was noch eine auskömmliche Rendite vorzuweisen hat – auch hier scheinen die Risiken oftmals ausgeblendet zu werden.
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