Frau Varell, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?
Varell: Ich habe im Jahr 2000 eine Wohnung in Paris gekauft, meine erste Immobilie. Das war ein kleines „Wohnklo“ mit 33 Quadratmetern in Montmartre. Ich habe die Wohnung noch zu Franc-Zeiten gekauft, kurz vor Einführung des Euro. Danach gingen die Preise so nach oben, dass ich das nicht mehr gekonnt hätte. Die Wohnung habe ich 15 Jahre lang behalten und sie dann schweren Herzens verkauft, weil ich viel Ärger mit ihr hatte. Ich hatte einmal pro Jahr einen Wasserschaden, das Wasser kam aus der Mietwohnung über mir durch die Decke. Die Eigentümerin hat das Problem nie behoben. Es war ihr egal, weil sie weit weg von Paris wohnte. Der Zustand war nicht tragbar. Hinzu kam, dass ich zu wenig Zeit hatte, die Wohnung regelmäßig zu nutzen. Der Verkauf hat mir dann eine super Rendite gebracht.
Worin investieren Sie heute und warum?
Varell: Ich habe mein Vermögen in Nachhaltigkeitsfonds und Pflegeimmobilien investiert. Soziale und ökologische Aspekte sind mir bei meinen Investments sehr wichtig. Ich will mich aber auch nicht heilig sprechen. Das sind einfach sehr gute Kapitalanlagen, die mir als sicher empfohlen wurden. Deswegen habe ich das gemacht, denn ich bin ein Schisser, kein Aktienjongleur. Das würde ich mich nie trauen.
Woher kommt dieses Sicherheitsbedürfnis?
Varell: Es hat mich geprägt, als Kind in einer zerrütteten Familie aufzuwachsen. Ich komme nicht aus reichem Elternhaus und wusste als Scheidungskind schon sehr früh, dass ich unbedingt für mich selbst sorgen und darauf achten muss, dass es mir im Alter gut geht, ohne mich in eine Abhängigkeit zu begeben. Außerdem gab es in meinem Leben viele Phasen mit Existenzängsten. Anfang der neunziger Jahre, als der Golfkrieg ausbrach, wurden über einen längeren Zeitraum alle Veranstaltungen abgesagt, man durfte nicht mehr feiern. Als Sängerin habe ich damals ausschließlich von Auftritten gelebt, dieser Hahn wurde zugedreht. Kurz zuvor hatte ich mein gesamtes Geld durch die Scheidung von Drafi Deutscher verloren. Das war eine hammerharte Zeit.
Sie bezeichnen sich selbst als „Botschafterin für Altersvorsorge“. Worin äußert sich das?
Varell: Das äußert sich darin, dass ich bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen für die Altersvorsorge trommle. In meinem Beruf arbeite ich mit sehr vielen jungen Menschen zusammen. Und wenn das Thema Altersvorsorge mal aufkommt, stelle ich fest, dass sie sich darüber größtenteils überhaupt keine Gedanken machen und auch ihre Eltern nicht mit ihnen darüber sprechen. Das verstehe ich einfach nicht. Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass ich mich frühzeitig um meine Altersvorsorge gekümmert habe. Wenn mir heute ein Jobangebot nicht gefällt, bin ich nicht in der Situation, es aus finanziellen Gründen trotzdem annehmen zu müssen. Diese Situation habe ich mir geschaffen. Darauf habe ich hingearbeitet.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.