Die Digitalisierung in der Assekuranz schreitet schnell voran, wie die abermals gestiegenen IT-Ausgaben belegen. 4,7 Milliarden Euro gaben die Unternehmen insgesamt aus. Neuer Rekord. Regulatorische Auflagen bremsen jedoch das Tempo. Auch der Fachkräftemangel erweist sich laut Angaben des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) für die Branche zunehmend als Hemmnis.
Die deutschen Versicherer haben 2018 ihre IT-Ausgaben erneut auf einen Rekordwert geschraubt. Mit rund 4,7 Milliarden Euro investierten sie etwa 4,5 Prozent mehr in neue Hard- oder Software als im Jahr zuvor, wie aus der IT-Erhebung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht.
Der Anstieg fiel damit doppelt so stark aus wie das Beitragswachstum. Entsprechend kletterte die IT-Kostenquote, die die Ausgaben im Verhältnis zu den Bruttoprämien abbildet, leicht auf 2,3 Prozent. Unberücksichtigt sind dabei die Kosten für die digitale Transformation in den Fachbereichen.
Auch wenn die IT-Kostenquote in den letzten Jahren relativ konstant ist, gibt es zwischen den einzelnen Kostenarten erhebliche Verschiebungen. So sind die Aufwendungen für die Systementwicklung zwischen 2013 und 2018 um ein Viertel gestiegen. „Das Wachstum unterstreicht, dass die Ablösung der Altsysteme schnell voranschreitet“, sagt Patrik Maeyer, Leiter Betriebstechnik, Digitalisierung und IT beim GDV.
Versicherer nutzen vermehrt Server- und Cloud-Lösungen
Moderne Systeme bestehen aus einem Mix verschiedener Komponenten. So setzen auch die Versicherer immer stärker auf Server- und Cloud-Lösungen, mit denen sich die IT-Kapazitäten flexibel an den Bedarf anpassen lassen. Die Betriebskosten für Server haben laut der Erhebung innerhalb von fünf Jahren um 20 Prozent zugelegt.
Regulatorische Vorgaben binden Ressourcen
Aktuell genießen häufig IT-Projekte hohe Priorität, die im Kern nichts mit der Digitalisierung zu tun haben: Es geht um die Erfüllung regulatorischer Vorgaben, etwa durch die Datenschutzgrundverordnung.
So wichtig diese Vorschriften auch sind, binden sie laut Maeyer wichtige Ressourcen und bremsen künstlich den Digitalisierungsprozess. Regulierung müsse Freiräume für Innovationen lassen und Chancengleichheit sicherstellen. „Versicherern dürfen keine Wettbewerbsnachteile gegenüber weniger regulierten Akteuren entstehen“, fordert Maeyer.
IT-Fachkräftemangel trifft Assekuranz
Zunehmende Sorgen bereitet den Unternehmen auch der Fachkräftemangel. „Der seit Jahren schwelende IT-Fachkräftemangel und die Demografie hat sich inzwischen zu einem chronischen Problem entwickelt“, bewertet Maeyer die aktuelle Situation. Die Absolventenzahlen in IT-Fachberufen und -studiengängen reichten nicht aus, um den Bedarf zu decken, so blieben auch in der Versicherungsbranche wichtige Stellen unbesetzt.
Die Herausforderung für die Branche liege darin, die Versicherer als leistungsstarken IT-Arbeitgeber erkennbar zu machen. Nach Ansicht von Maeyer sind gleichzeitig von der Politik größere Anstrengungen notwendig, um das Berufsbild IT stärker zu fördern. (dr)
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