Das Versicherungsjahr 2022 – Ein Jahr voller Wendepunkte

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Für die Versicherungsbranche geht ein spannendes, aber nicht immer einfaches Jahr zu Ende. Krieg, Zinsen, Inflation, Nachhaltigkeit – ein Rückblick.

„Wir sind heute Morgen in einer anderen Welt aufgewacht“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in den frühen Morgenstunden des 24. Februars 2022 – nachdem sie vom russischen Überfall auf die Ukraine erfahren hatte. Rund 2.000 Kilometer östlich von uns entfernt tobt nunmehr seit über zehn Monaten der Angriffskrieg Russlands. „Der Krieg zeigt uns auf dramatische Weise, dass Frieden auch in Europa keine Selbstverständlichkeit ist“, sagte Andreas Krosta Leiter Group Communications bei Talanx und HDI, Ende Februar 2022 gegenüber Cash. Ein Ende ist – zumindest derzeit – nicht absehbar.

Der Überfall hat aber nicht nur alle Hoffnungen zunichtegemacht, dass diese Form der Auseinandersetzung in Europa der Vergangenheit angehört. Putins Krieg hat die Ukraine ins Chaos gestürzt und die größte humanitäre Katastrophe in Europa seit 1945 ausgelöst. Über eine Million ukrainische Kriegsflüchtlinge kamen nach Deutschland; die deutschen Versicherer reagieren seit Ende Februar mit einer Welle der Hilfsbereitschaft. Weil viele Flüchtlinge bei Familien privat aufgenommen wurden und sich hieraus Veränderungen für den Versicherungsbedarf ergaben, wurde etwa der Versicherungsschutz bei Hausrat- und Haftpflichtversicherungen kurzerhand erweitert. Darüber hinaus übernahmen die Versicherer den Haftpflichtschutz für unversicherte ukrainische PKW. Aber auch mit umfassende Geld- und Sachspenden reagierten die Unternehmen.

Krieg auch gegen Deutschland

Doch Putins Front verläuft längst nicht mehr nur durch die Ukraine. Die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und auch Deutschland sind längst involviert. Als Reaktion auf die massiven Sanktionspakete führt Russland inzwischen auch einen „Energie-Krieg“ gegen Europa und Deutschland. Das sperren der Gasleitungen durch Russland und die Sprengungen der Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 am 26. September 2022 zeigten, wie aufgeladen dieser Konflikt ist.

In jedem Fall sorgten geschickt gesetzte Nadelstiche für enorme Unsicherheiten in den Energie- und Finanzmärkten und trieben die Inflationsspirale im Jahr 2022 in nie gekannte Höhen. Im September 2022 lag die Inflationsrate nach ersten amtlichen Berechnungen um rund zehn Prozent über dem Niveau des Vorjahres, im Oktober bei 10,4 Prozent und im November 2022 wieder bei zehn Prozent.

Damit sprang sie hierzulande auf den höchsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre. Die Entwicklung birgt gewaltigen sozialen und wirtschaftlichen Sprengstoff. Angesichts der galoppierenden Inflation hat die Europäische Zentralbank reagiert und den Leitzins Anfang September auf 1,25 Prozent erhöht. Weitere Zinsanhebungen folgten. Erst im November auf zwei Prozent. Seit dem 15. Dezember liegt der Zinssatz nunmehr bei 2,5 Prozent. Die Entwicklungen seit dem 24. Februar haben aber auch für die Versicherungswirtschaft viel verändert.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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