Liegt die Zukunft der PKV in der bKV?
Völlig widersprüchliche Signale kommen 2022 aus der privaten Krankenversicherung. Während Wirtschaftskrise, Ukraine-Krieg, steigenden Energiekosten und weniger Geld in den Lohntüten auch bei den privaten Krankenversicherern laut dem Ifo-Konjunkturindex auf die Stimmung drücken, zeigen die Studien der Analysehäuser ein anderes Bild.
Laut dem Morgen und Morgen Marktausblick PKV von Anfang September 2022 erwiesen sich die privaten Krankenversicherer (PKV) auch in diesem Jahr stabil, was den Umgang mit der Pandemie wie auch die Kapitalmarktsituation betrifft. Die PKV-Branche meistert die Herausforderungen der Pandemie weiterhin gut, unterm Strich deutlich besser als andere Wirtschaftszweige, so die Schlussfolgerung der Analysten. Eine leicht entspanntere Kapitalmarktsituation sowie weiterhin ausbleibende Mehrkosten durch die Pandemie führten dazu, dass die Versicherer sich solide erweisen und in manchen Bereichen sogar leicht verbessern.
Während sich der Markt für PKV-Vollversicherungen seit Jahren bei der Zahl der versicherten Personen relativ stabil zeigt, verbuchten die PKV-Versicherer im Zusatzversicherungsgeschäft zum Teil deutliche Zuwächse. Einbußen im Neugeschäft gab es nur in wenigen Bereichen, etwa der Auslandsreiseversicherung. Besonders gut lief das Geschäftsjahr aber in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). „In den letzten Jahren haben wir dort jährlich ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gehabt. Wir gehen davon aus, dass dieses Wachstum weiterhin anhalten wird – und davon wollen wir partizipieren“, sagte Heike Linden, Pressesprecherin der Ergo gegenüber Cash.
Das Bewusstsein wächst
In der Tat ist der Teil der Sparte 2022 zum Wachstumsmotor der PKV geworden. Denn während in der PKV das Vollversicherungsneugeschäft quasi stagniert beziehungsweise auf wenige Gesellschaften konzentriert, verbuchen die Anbieter im Segment bKV Wachstumsraten im zweistelligen, teils dreistelligen Prozentbereich. „Einer der Top-Drei-Markt-Trends bei Maklern ist das Thema bKV“, bestätigt auch Olaf Engemann, Vertriebs- und Marketingvorstand der Süddeutschen Krankenversicherung im Interview mit unserem Magazin.
Eine aktuelle Studie der Allianz PKV bestätigt die Einschätzung. „Das Bewusstsein für Gesundheit ist gewachsen, die Pandemie hat die Bedeutung noch einmal gesteigert. Und jedes Unternehmen muss schauen, mit welchen Mehrwerten, mit welcher Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden gepunktet wird. Da ist die bKV etwas, was direkt wahrgenommen wird und erheblich zur Arbeitgeberattraktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden beiträgt.
„Die Relevanz der bKV steigt und damit auch das Geschäftspotenzial“, zeigt sich der SDK-Vorstand überzeugt. Eine Meinung, die auch die Analysehäuser teilen.
„Die Zusatzversicherung wird auch 2023 das Wachstumsfeld in der PKV bleiben, insbesondere die bKV. Vor allem die Budgettarife erfreuen sich großer Beliebtheit und haben in den vergangenen Jahren zum überdurchschnittlichen Wachstum der bKV beigetragen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass vermehrt Versicherer diesem Trend folgen“, prognostiziert auch Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata.
