EXKLUSIV

Jahreswechsel: So wird 2025 für den Finanzvertrieb

Mit besonderen Herausforderungen sahen sich indes Spezialvertriebe für Immobilien zuletzt konfrontiert: Dem steilen Zinsanstieg 2022 und dem nachfolgenden Preisabsturz einschließlich Käufer- und Verkäuferstreik. Doch dieser scheint sich allmählich zu lösen (siehe auch Extra zum Cash.-Branchengipfel Sachwertanlagen).

„Interessenten mit ausreichend Eigenmitteln, die mit Beginn der Zinswende zurückhaltend waren, entschließen sich jetzt und im kommenden Jahr zum Erwerb und treffen auf ein größeres Angebot als früher“, sagt Thomas Aigner, Geschäftsführer der in München ansässigen Aigner Immobilien GmbH. „Unser Unternehmen hat die Transformation vom Verkäufer- zum Käufermarkt reibungslos vollzogen und schon in diesem Jahr davon profitiert: Vom Umsatz her ist 2024 ein historisches Rekordjahr in unserer Firmengeschichte“, betont er. 

Im Großraum München erwartet er nach 1,5 Jahren sowohl leichtere Preisanstiege als auch Preisrückgänge bei Immobilien. „Einen flächendeckenden Preisanstieg sehen wir nicht. Die Preise werden sich eher weiter ausdifferenzieren, die Schere spreizt sich dabei weiter“, so Aigner. „Mit Sorge blicken wir allerdings auf den Mangel an Wohnraum in unserer Metropolregion. Der Neubau ist seit praktisch zwei Jahren zum Erliegen gekommen und die Baugenehmigungszahlen verheißen nichts Gutes!“, fügt er hinzu.

Gesetzentwürfe bleiben auf der Strecke

Auch in dieser Hinsicht ist das Ampel-Aus keine gute Nachricht. Denn nun bleiben wahrscheinlich auch das neue Baugesetzbuch und das Gebäude-Typ-E-Gesetz, die unter anderem Vereinfachungen der Bauvorschriften sowie der Genehmigungsverfahren bringen sollten und von der Branche sehnlichst erwartet worden waren, vorerst auf der Strecke.

Damit wird unwahrscheinlicher, dass der Neubau bald wieder anspringt. Immerhin hat Bauministerin Klara Geywitz (SPD) angekündigt, dass die bestehenden Förderprogramme trotz Ampel-Ende und noch fehlendem Bundeshaushalt für 2025 fortgeführt werden.

Unter die Räder kommen wird wohl auch das geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz II, das unter anderem vorsah, dass offene Immobilienfonds auch in Erneuerbare-Energie-Freiflächenanlagen investieren dürfen. Die Rumpf-Ampel hat dazu am 27. November zwar noch einen 252 Seiten starken Regierungsentwurf verabschiedet, ob dieser aber die parlamentarischen Hürden noch nehmen kann, ist fraglich. 

Kaum Rückenwind aus der Politik

Ebenfalls am 27. November hat Scholz einen neuen Entwurf des Fondsmarktstärkungsgesetzes zur Einbringung in den Bundestag geschickt, der immerhin schon die Stellungnahme des Bundesrats berücksichtigt. Dieses Gesetz sieht unter anderem die Möglichkeit von geschlossenen Sondervermögen für Privatanleger vor, also Sachwertfonds ohne die sperrige Rechtsform der Investment-Kommanditgesellschaft (KG). Ob dieses Gesetz es vielleicht tatsächlich auch ohne eigene rot-grüne Mehrheit durch den Bundestag schaffen kann, war bei Redaktionsschluss noch offen*.

Doch selbst wenn Scholz die Gesetze noch durchboxen sollte: Besonders viel Rückenwind aus der Politik darf die Branche in den nächsten Monaten wohl nicht erwarten. Vielmehr werden die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen mindestens bis ins Frühjahr unsicher und fragil bleiben. So ist zu hoffen, dass der Versicherungs- und Anlagevertrieb der Hängepartie – wie offenbar schon 2024 – erfolgreich trotzen kann und das zweite Halbjahr mehr Stabilität bringt. Und dass mit der Welt alles gut geht.

Dieser Artikel stammt aus der Cash.-Ausgabe 1/2025. *Nach den Tagesordnungen wurde der Gesetzentwurf im Bundestag auch danach (bis 19. Dezember) nicht behandelt.

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