„Jetzt ist Umschichtung von Aktien zu Wandelanleihen ratsam“

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Beat Thoma, Fisch Asset Management

Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management, kommentiert die aktuelle Marktsituation und sagt, was jetzt für Investoren wichtig ist.

Der enttäuschende Juli-Arbeitsmarktbericht in den USA war einer zu viel: die wiederholt steigende Arbeitslosigkeit führte zu einem breiten Ausverkauf an den globalen Aktienbörsen und einer Rallye an den Bondmärkten, was durch die Auflösung von Yen-finanzierten Carry Trades noch verstärkt wurde. Zudem wurde die viel zitierte Sahm-Regel, ein Rezessionsindikator, getriggert. Die höhere Arbeitslosenrate kann zwar sowohl auf ein gestiegenes Arbeitsangebot – zum Beispiel infolge von Immigration – als auch eine schwächere Arbeitsnachfrage zurückgeführt werden. Aber die Anzahl offener und neu geschaffener Stellen nimmt weiter stetig ab und es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Arbeitslosenrate in den kommenden Monaten noch weiter ansteigt.


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Auch der US-Wahlkampf hält die Märkte in Atem. Noch vor Präsident Bidens Rücktritt als Präsidentschaftskandidat und dem Einstieg von Kamala Harris sind die Gewinnchancen von Donald Trump stetig gestiegen, was eine steilere Zinskurve zur Folge hatte. Dies basiert auf der Konsensmeinung, dass eine Präsidentschaft Trumps zinstreibend sein wird. Dabei wirken mittelfristig jedoch gegensätzliche Kräfte: Höhere Einfuhrzölle entsprechen einer Steuer auf US-Unternehmen und Haushalte, die zu sinkenden Realeinkommen sowie tieferem Trendwachstum führen und somit zinsdämpfend wirken. Steuersenkungen wiederum würden das bereits sehr hohe Haushaltsdefizit weiter steigern und es bestünde die Gefahr, dass Investoren als Zeichen ihrer Besorgnis über weitere Defizite als ‚Vigilanten‘ höhere Zinsen verlangen.

Mitentscheidend für den Ausgang der US-Wahlen wird auch der weitere Verlauf der US-Konjunktur sein. Die kumulierten Preiserhöhungen der vergangenen Jahre sorgen für eine schlechte Konsumentenstimmung. Einzelhändler wie Walmart oder Target vermelden, dass Konsumenten bei ihren Einkäufen selektiver werden und reagieren darauf mit Preissenkungen. Dies bestätigt, dass Haushalte ihre Ausgaben aufgrund aufgebrauchter Ersparnisse vermehrt kürzen müssen. Die nachlassende Konsumdynamik wird durch den schwächeren Arbeitsmarkt zusätzlich verstärkt. Deswegen rechnen wir in den nächsten Monaten mit einer weiteren wirtschaftlichen Abkühlung und einer steileren US-Zinskurve.

Mit dem seit geraumer Zeit defensiven Ansatz und der vorsichtigen Positionierung bei risikobehafteten Anlagen sehen wir uns bestätigt. Die Nervosität an den Börsen ist zusätzlich zu den genannten Faktoren aufgrund wenig überzeugender Quartalsergebnisse einiger Tech-Schwergewichte signifikant angestiegen. Hinzu kommen eine schlechte Saisonalität im August und September und wieder steigende geopolitische Risiken im Nahen Osten. So wurden unsere Verkaufssignale ausgelöst und wir haben unser Risiko-Exposure rechtzeitig reduziert. Aktuell bleiben wir neutral bis leicht defensiv positioniert bei Aktien- und Kreditexposure. Aufgrund des beschriebenen Umfelds würden wir aufgrund des interessanten asymmetrischen Chancen-/Risikoprofils bereits jetzt von Aktien in Wandelanleihen umschichten. Zudem fokussieren wir uns bei Unternehmensanleihen auf Schuldner mit solider Bonität – auch im High-Yield-Segment.

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