Herr Deichmann, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?
Deichmann: Ja, das waren Microsoft-Aktien. Das ist ungefähr zehn Jahre her, die Aktien haben sich seitdem sehr gut entwickelt. Ich habe ja BWL studiert und nach dem Studium im Bereich Softwarevertrieb in München gearbeitet, von daher hatte ich schon damals eine gewisse Nähe zum Thema Software. Für mich ist Microsoft nach wie vor ein Unternehmen, das extrem gute Wachstumsaussichten hat, aber nicht so volatil und hochriskant ist wie andere Techfirmen.
Worin investieren Sie heute und warum?
Deichmann: Ich bin jetzt 37 Jahre alt, mein Anlagehorizont liegt also zwischen 30 und 50 Jahren. Über einen so langen Zeitraum funktionieren Aktien und Aktienfonds am besten. Deshalb investiere ich breit gestreut in Dividenden- und Wachstumstitel. Das beste Investment, das ich in meinem Leben getätigt habe, war aber in mich selbst – in meine Bildung und meine Gesundheit. Das schlägt jeden Aktienfonds. Wenn man in sich selbst investiert und fähig ist, innovativ und unternehmerisch zu sein, wird man immer einen Weg finden, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Im Vergleich zu anderen Menschen habe ich allerdings deutlich mehr Schwankungen im Einkommen. Meine größte Einkommensquelle sind Motivationsvorträge bei Unternehmen. Wenn ich ein Projekt wie zuletzt die 120 Triathlon-Langdistanzen umsetze, kann ich in dieser Zeit keine Vorträge halten und verdiene deshalb weniger Geld als normalerweise. Dafür verdiene ich dann im Jahr darauf überdurchschnittlich viel mit der Vermarktung des Projekts durch Vorträge und Bücher.
Haben Sie beim Extremsport besondere Fähigkeiten erlernt, die auch bei der Geldanlage hilfreich sind?
Deichmann: Man sollte auch in unruhigen Zeiten an seinem Plan festhalten und sich auf die Dinge konzentrieren, die man selbst beeinflussen kann. Wenn ich bei 120 Langdistanzen mal mit üblem Gegenwind zu kämpfen habe, dann beunruhigt mich das nicht, weil ich weiß, dass der Gegenwind nicht 120 Tage anhalten wird. Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben, wenn mal was schiefläuft. Ich halte an meiner Strategie fest, wenn es keinen Grund gibt, sie zu verändern. An der Börse ist das genauso: Da sollte man auch keine Panik bekommen, wenn die Kurse mal runtergehen.
Wie sichern Sie sich eigentlich gegen die speziellen Risiken beim Extremsport ab?
Deichmann: Indem ich mir vorher in einem Szenario-Plan überlege, was alles schieflaufen kann – und wie ich darauf reagiere. Gemeinsam mit meinem Team lege ich genau fest, welche Entscheidung ich treffe, wenn ein bestimmtes Problem auftritt. Finanziell minimiere ich die Risiken, indem ich mich breit aufstelle. Ich halte Vorträge, schreibe Bücher, habe Sponsoren und Werbedeals. Da verlasse ich mich nicht nur auf eine Plattform. Gerade als Abenteurer und Extremsportler, der davon lebt, gewisse Risiken einzugehen, muss man sich finanziell absichern.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.
Jonas Deichmanns neues Buch „Weil ich es kann! Wie ich als erster Mensch 120 Ironman-Distanzen in 120 Tagen schaffte“ erscheint am 14. November im Verlag Waller Dengler.