Heute ist der Vertrieb geschlossener Fonds mit gewaltigen Risiken verbunden, da die Rechtsprechung – nicht selten rückwirkend – höchste Ansprüche an die Sorgfalt bei der Produktprüfung stellt. Künftig ist der einzige Unsicherheitsfaktor die richtige Beratung des Anlegers. Den Rest erledigt – so jedenfalls die regulatorische Sicht der Dinge – die BaFin.
Gewaltiges Potenzial ab 2014
Dass das Gros der Fonds durch die Regulierung nicht besser, sondern nur teurer wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Marketing-Leute werden schon dafür sorgen, dass die Anleger die neuen, schicken AIF mit den so skandalösen geschlossenen Fonds des einst „grauen Kapitalmarkts“ nicht in Verbindung bringen werden.
Zwar macht die Regulierung Skandale wie den Fall S&K, bei dem es anscheinend um Untreue und Betrug geht, in der Tat unwahrscheinlicher. Auch etwa die Unterwanderung anderer Anbieter, um deren Fonds auszuplündern, wird erheblich erschwert. Unternehmerische Risiken und falsche Markteinschätzungen hingegen können die Gesetze nicht verhindern.
Dennoch wird die Branche mit dem neuen Status in völlig neue Dimensionen vorstoßen können. Zum Vergleich: Der Investmentfonds-Verband BVI etwa, auf dessen Augenhöhe die geschlossenen AIF künftig agieren, verkündete unlängst ein Netto-Mittelaufkommen der Publikumsfonds von 14 Milliarden Euro allein im ersten Quartal 2013.
Und die Bundesbank beziffert das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland auf sagenhafte 3,4 Billionen Euro, allein 2012 stieg es um 214 Milliarden Euro. Dabei verzeichneten die „Sichteinlagen (einschließlich Bargeld)“ eine Zunahme von 102,5 Milliarden Euro. Im Klartext: Dieser Betrag liegt zusätzlich unverzinst und ungenutzt auf den Girokonten und unter den Kopfkissen der Nation – ein gewaltiges Potenzial für Sachwertinvestitionen.
Können sich jene Unternehmen, die das aktuelle Gemetzel überleben, davon auch nur einen kleinen Teil abschneiden, werden vielleicht selbst die zehn Milliarden Euro Branchenvolumen des Jahres 2007 ziemlich mickrig aussehen.
Zudem wird auf jeden Akteur ein größerer Anteil des Kuchens entfallen als bisher, auch wenn sicherlich der eine oder andere Investmentfondsanbieter sein Geschäft auf geschlossene AIF ausweiten wird. Denn ein Großteil der Initiatoren wird die Umstellung nicht bewältigen. Er wird vom Markt verschwinden oder auf den Bereich der „Unternehmenskonzepte“ ausweichen – also auf den dann wohl wirklich wieder „grauen“ Kapitalmarkt.
Stefan Löwer ist Chefanalyst der G.U.B., Deutschlands ältestem Analysehaus für geschlossene Fonds, und begleitet den Themenbereich geschlossene Fonds in der gesamten Cash.-Unternehmensgruppe. Als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst beobachtet Löwer die Branche und ihre Produkte insgesamt bereits seit mehr als 15 Jahren.