Die Ölpreise bleiben über einen längeren Zeitraum in der Nähe ihrer gegenwärtigen Kursspanne und werden nicht so bald wieder über 100 US-Dollar steigen. Das prognostizieren die Experten von Kames Capital, Edinburgh.
„Vorhersagen über einen sprunghaften Anstieg zurück in den dreistelligen Bereich liegen weit daneben“, erklärt Chief Investment Officer Stephen Jones.
Erholung nur kurzzeitig
Anfang Mai dieses Jahres erholte sich Rohöl der Sorte Brent auf fast 68 US-Dollar pro Barrel und West Texas Intermediate (WTI) nahm eine ähnliche Entwicklung, indem es Anfang Juni einen Höchststand von mehr als 61 US-Dollar erreichte. Jones: „Manche sahen sich dadurch veranlasst zu behaupten, dieser Rohstoff würde letztendlich 100 US-Dollar erreichen – ein zuletzt im September 2014 festgestelltes Niveau. In der Zwischenzeit sind die Notierungen wieder auf unter 52 US-Dollar bzw. 44 US-Dollar zurückgefallen, womit die Gewinne seit Jahresbeginn vernichtet wurden.“
Eine neuen Aufschwung sieht der CIO nicht: Nach Auffassung von Jones werden der stärker werdende US-Dollar, das steigende Angebot und die mangelnde weltweite Nachfrage die Erdölkurse weiterhin bremsen. „Ein Ölpreis in dreistelliger Höhe werden wir so schnell nicht mehr sehen. Auch wenn die Kurse nach früheren Tiefständen sprunghaft angezogen haben, so war dies zu erwarten, haben sie sich doch im Verlauf des vergangenen Jahres im Wert halbiert. Es ist einfach eine Tatsache, dass die Aussichten für diese Anlagenklasse herausfordernd bleiben.“
Angebot steigt weiter
Die fundamentalen Rahmenbedingungen für Erdöl blieben dieselben, so Jones, auch wenn im bisherigen Verlauf des Jahres die Talsohle erreicht wurde und eine Art temporäre Erholung eingesetzt hat: „Die fundamentale Ausgangslage bleibt die gleiche: Die Anzahl der Bohranlagen in den USA erhöht sich nun wieder, bestehende Lieferanten steigern ihre Produktion und weltweit fehlt es an Wirtschaftswachstum, was die Nachfrage weiterhin dämpft.“
Und: „Mit zwei Großverbrauchern von Rohstoffen – Europa und China – die eine Verlangsamung des Wachstums erleben, und der Tatsache, dass Erdöl zunehmend effizient verwendet wird, gibt es weiterhin Gegenwind. Daher werden Ölnotierungen zwischen 40 und 65 US-Dollar ihr Gleichgewicht finden und voraussichtlich einige Zeit dort verharren. Das bedeutet, dass Öl keine attraktive Anlage darstellt.“
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Ähnlich schaut es bei anderen Rohstoffen aus: „Ebenso wie beim Öl liegt das Angebot deutlich über der Nachfrage und tatsächlich verwenden viele Anleger diese Aktien derzeit als Finanzierungsquelle für andere Gelegenheiten. Daher werden Aktien von Rohstoffunternehmen von uns untergewichtet, und wir meiden sie auch aus der Top-Down-Perspektive.“
Kames Capital ist eine Investment-Management-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London. Das Unternehmen verwaltet 80,4 Milliarden Euro für seine britischen und internationalen Kunden; darunter Pensionsfonds, Finanzinstitute, Vermögensverwalter, Family Offices und Finanzberater. (mr)
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