Lewis Grant, Senior Global Equities Portfolio Manager: „Trotz Prognosen einer starken wirtschaftlichen Erholung und steigender Inflationserwartungen hat die Fed einen Nullzinsausblick bis mindestens 2023 angekündigt. Die Entscheidung ließ den NASDAQ-Index in die Höhe schnellen. Steigende Inflationserwartungen und gedämpfte Zinssätze mögen paradox erscheinen. Aber: Blicken wir auf China – das Land hat sich von der Pandemie fast erholt, zugleich nur wenig tatsächliche Inflation verzeichnet.
Gegensätzliche Kräfte: Wachstum bei Growth – Erholung im Value-Bereich
Das Signal einer längeren Niedrigzinsphase durch die Zentralbanken bedeutete in der Vergangenheit Rückenwind für Risikoanlagen – wobei Growth-Titel besonders davon profitierten. Die rekordverdächtigen fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen und die sich beschleunigende Einführung von Impfstoffen boten jedoch starke Unterstützung für angeschlagene Value-Titel.
Diese gegensätzlichen Marktdynamiken haben ein extrem schwieriges Umfeld geschaffen. Wir können zwar nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sich Value auf Kosten von Growth durchsetzen wird, aber es ist klar: Die unterstützende Dynamik ist für eine solche Umkehrung in einigen Regionen stärker als in anderen – insbesondere in jenen, in denen die Einführung von Impfstoffen beschleunigt wurde, wie in Großbritannien.“
Silvia Dall’Angelo, Senior Economist: „Die Entwicklung der Geldpolitik und ihre Wechselwirkungen mit den Finanzmärkten standen diese Woche im Mittelpunkt, wobei alle Augen auf die Sitzung der US-Notenbank Fed gerichtet waren. Die Fed folgte dem Beispiel der EZB in der Vorwoche.
Dies ist etwas überraschend, wenn man bedenkt, dass die Fed mit einem viel besseren Wirtschaftsausblick für die USA konfrontiert ist, der durch kräftige fiskalische Anreize und erhebliche Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen gestützt wird.
Ausreichend monetäre Unterstützung vorhanden
Während die Fed den kurzfristigen Wachstumsschub – bedingt durch diese Faktoren – anerkannte, klang sie entschlossen, sicherzustellen, dass für die langsamere Erholung des Arbeitsmarktes angesichts der anhaltenden „beträchtlichen Risiken“ durch die Pandemie ausreichend monetäre Unterstützung vorhanden ist.
Nach dem Anstieg der Renditen am Donnerstagmorgen zu urteilen, befürchten die Finanzmärkte, dass die Fed die Risiken einer überhitzten Wirtschaft und einer ausufernden Inflation zu locker sehen könnte.
Volatilität bleibt erhalten
Die Volatilität an den Anleihemärkten wird sich wahrscheinlich fortsetzen, angeheizt durch die vage Reaktion der Fed: Im Rahmen ihrer kürzlich verabschiedeten Make-up-Strategie strebt die Fed eine über dem Ziel liegende Inflation „für einige Zeit“ an.
Aber es gibt keine Klarheit darüber – die Frage bleibt: Mit welchem Ausmaß der Inflationssteigerung fühlt sie sich wohl – und für wie lange?“