Für betroffene Bürger kommt eine finanziellen Beteiligung am Stromnetzausbau häufig nicht in Frage. Dies zeigt eine Umfrage des Netzbetreibers Tennet TSO GmbH.
Das Unternehmen hatte im Rahmen des Netzausbauprojekts an der Westküste Schleswig-Holsteins ein Pilotprojekt gestartet, um Bürger über eine Bürgeranleihe finanziell am Stromnetzausbau zu beteiligen. In den vergangenen Wochen hatte Tennet das Projekt evaluiert und dafür unter anderem repräsentative Umfragen in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut TNS Emnid ausgewertet. Insgesamt wurden 2000 Personen befragt.
Mehr als jeder Vierte hat überhaupt kein Interesse
Für nahezu die Hälfte der befragten Anwohner und Grundstückseigentümer kommt eine finanzielle Beteiligung demnach nicht in Frage, weil das notwendige Kapital zum Erwerb von Anleihen fehlt. 39 Prozent bewerten die aufgelegte Bürgeranleihe als „nicht interessant“, für rund ein Drittel ist das entwickelte Finanzprodukt zu kompliziert. Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) gibt zudem an, grundsätzlich kein Interesse an derartigen Investmentformen zu haben. Ein genaueres Bild ergibt der Vergleich mit Beteiligungsmodellen bei erneuerbaren Energien. Er zeigt, dass sich 32 Prozent der Befragten am Stromnetzausbau beteiligen würden. Die Akzeptanz von Beteiligungsmodellen an Windparks ist dagegen mit 53 Prozent deutlich höher.
Nur 142 Haushalte zeichneten die Anleihe
In die Bürgeranleihe konnten die Gebietsansässigen und Grundstückseigentümer aus den Landkreisen Nordfriesland und Dithmarschen investieren, in deren Region die Westküstenleitung errichtet wird. Der Startschuss für die „Bürgerleitung“ fiel am 14. Juni in Heide. Am 30. September endete die Zeichnungsfrist. Insgesamt wurden die Zeichnungsunterlagen 1.492 mal angefordert. Doch nur 142 Haushalte zeichneten die Bürgeranleihe, die mit fünf Prozent ab Baubeginn verzinst werden soll. Die Zeichnungssumme beträgt 833.000 Euro. (kb)
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