Kein Crash durch Zinsabsenkung

Berufsgruppenwettbewerb wird kritisch gesehen

Dennoch sieht Weber die derzeitige Entwicklung kritisch: „Aktuell ist zu beobachten, dass sich die Anzahl der Berufsgruppen erhöht, um Differenzierungen zwischen den einzelnen Berufsgruppen noch weiter voranzutreiben“, merkt er an. „Dies erhöht aus unserer Sicht den Beitragsunterschied zwischen Berufsgruppen mit geringem und Berufsgruppen mit hohem Risiko immer mehr, weshalb wir uns diesem Trend nicht anschließen.“

Er hält das Leistungsspektrum der BU für ausgeschöpft, weitere Leistungsverbesserungen seien nicht zu erwarten. „Die mittelfristige Entwicklung wird sich daher eher auf den Ausbau von digitalen Kundenportalen konzentrieren, die eine schnellere Kommunikation mit dem Versicherer und die leichtere Anpassung der Verträge ermöglichen“, prognostiziert der Debeka-Mann.

Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland, will auf die Frage nach möglichen Beitragserhöhungen nicht pauschal antworten. Es komme auf die individuellen Vertragskonstellationen an, sagt er.

Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion Swiss Life Deutschland

„Es kann zwar zu einer Verteuerung im Umfang von zehn Prozent kommen, daneben gibt es aber auch genügend Verträge, bei denen es nur zu sehr geringfügigen Preisanstiegen kommen dürfte. Swiss Life wird selbstverständlich auch im nächsten Jahr, nach Absenkung des Rechnungszinses, mit einem wettbewerbsfähigen BU-Produkt am Markt vertreten sein“, verspricht er.

Pandemiebedingt mehr Nachfrage

Erfahrungsgemäß seien Produkte für die Absicherung der Arbeitskraft weniger stark von Rechnungszinsabsenkungen betroffen als andere Sparten. „Wir gehen vielmehr davon aus, dass pandemiebedingt noch mehr Menschen die Sinnhaftigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung bzw. auch einer Grundfähigkeitsversicherung erkannt haben und die Nachfrage nach einer verlässlichen Absicherung entsprechend weiter ansteigen wird“, zeigt er sich überzeugt.

Die Auffassung, die BU sei eine Domäne der Akademiker, teilt Swiss Life nach Auffassung von Holzer nicht. Nicht ohne Grund würden beispielsweise die führenden Branchenlösungen Deutschlands bei der BU-Absicherung auf Swiss Life als Konsortialführerin setzen. Insbesondere über die Konsortialprodukte Metall-Berufsunfähigkeitsschutz, Klinik-Rente.

BU und BU Flex würden sehr breite Bevölkerungsschichten erreicht, da knapp 20 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den berechtigten Branchen beschäftigt seien, nicht gerechnet deren Familienangehörige.

Überhaupt hält er die betriebliche BU für das Modell der Zukunft. Mit der Swiss Life BU Pro biete man eine leistungsstarke Produktlösung für die kollektive Absicherung an – und zwar vom Lagerarbeiter bis hin zur Geschäftsleitung. Dies sei ein besonders vielversprechender Ansatz.

Digitalisierung bringt Impulse

„Wenn der Arbeitgeber eine solche Versorgung vollständig finanziert oder zumindest substanziell bezuschusst, wird der Zugang auch für Menschen mit niedrigem Einkommen deutlich erleichtert“, ist Holzer überzeugt. Ein weiterer Vorteil der kollektiven Lösung gegenüber einer privaten BU-Absicherung sei eine vereinfachte Gesundheitsprüfung.

„Der Arbeitgeber verschafft seiner Belegschaft damit einen echten Mehrwert, den sie am freien Markt so nicht bekommen würde, und stärkt darüber hinaus die Mitarbeiterbindung – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein starkes Argument“, macht er deutlich.

Wie sein Kollege von der Debeka sieht er Impulse vor allem durch die zunehmende Digitalisierung, vor allem bei der Gesundheitsprüfung bei Antragstellung. „Alles, was bislang ein mühsamer, zeitraubender und oft papierbasierter Prozess war, kann nun zunehmend automatisiert über Expertensysteme abgebildet werden. Das gilt insbesondere für Fallgestaltungen mit geringer Komplexität. Risikoentscheidungen können somit nicht nur schneller, sondern auch einer konstanteren Qualität getroffen werden“, zeigt er sich zufrieden. (EP)

Zur Autorin: Elke Pohl ist Fach-Journalistin für Versicherungen, Vertrieb und Finanzen.

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