Die Inflation hat in der Eurozone zuletzt nur ein kurzes Gastspiel gegeben. Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel sagt, warum kurzfristig ein Anziehen der Teuerungsrate unwahrscheinlich ist.
Im zweiten Quartal hat die Inflation in der Eurozone deutlich an Aufwind verloren. Im Juni erreichte der Anstieg der Verbraucherpreise mit 1,3 Prozent sein vorläufiges Jahrestief. Von den größeren Ländern der Eurozone waren einzig Österreich, Deutschland und Spanien mit einem überdurchschnittlich hohen Zuwachs der Teuerungsrate konfrontiert. Die Werte lagen hier bei jeweils 2,0 Prozent, 1,5 Prozent und 1,6 Prozent. Ohne diese Entwicklung hätte sich die Gesamtinflation der Eurozone spürbar in Richtung der Ein-Prozent-Marke bewegt. Vom erreichten Jahreshoch sind derzeit alle Länder weit entfernt. So lag der Februarwert in Deutschland bei 2,2 Prozent, in Spanien bei 3,0 Prozent.
Einfluss des Energiesektors nimmt ab
Dabei hat sich die inflationäre Tendenz insbesondere in Finnland und Frankreich, mit 0,9Prozent beziehungsweise 0,8 Prozent zur Jahresmitte deutlich abgeschwächt. In beiden Ländern lagen die Inflationsraten im Februar noch bei 1,4 Prozent. Wir gehen davon aus, dass kurzfristig mit keinem Revival der Inflation zu rechnen ist und die Höchstwerte von 2,0 und 1,9 Prozent von Februar beziehungsweise April im laufenden Jahr nicht mehr erreicht werden. Unter anderem hängt dies mit einem rückläufigen Einfluss des Energiesektors zusammen. Für die gesamte Eurozone ist für 2017 von einer Teuerungsrate von 1,5 Prozent auszugehen. Dies wäre der höchste Wert seit 2012 und stellt damit auch einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahrwert von 0,2 Prozent dar.
Carsten Mumm ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel.
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