Keine Angst vor „Fallen Angels“

Zwar ist die Anzahl der mit BBB bewerteten Unternehmensanleihen inzwischen auf über 50 Prozent des gesamten Investment Grade-Marktes gestiegen, doch ob es im breiteren Anleihemarkt zu einem erhöhten Volumen an „Fallen Angels“-Unternehmen kommen wird ist eher fraglich. Eher sorgen sollten sich Anleger um die Schulden Italiens. Ein Kommentar von Debbie King, Kames Capital

Debbie King, Kames Capital, sieht keinen Anstieg bei der Zahl der „Fallen Angels“.

Anleger sollten sich mehr Sorgen um die Schulden Italiens machen, als darüber zu nachzudenken, ob die nächste Rezession eine Kaskade von „gefallenen Engeln“ bei Unternehmens­anleihen mit sich bringen wird. Da immer mehr Vermögensverwalter auf der Suche nach Rendite ihr Engagement in Italien-Bonds in letzter Zeit erhöht haben, muss man besorgt sein, dass eine mögliche Volatilität bevorsteht.

Neben immer noch zu optimistischen Wachstumsprognosen und dem Vertrauen der italienischen Banken in die neue TLTRO-Erweiterung trägt dazu auch das potenziell unberechenbare Verhalten unerfahrener Politiker mit Blick auf die politische Alleinherrschaft nach den EU-Wahlen im Mai bei.

Ratinggesellschaften sind langsam im Herabstufen

Im vergangenen Oktober behielt Italien sein wichtiges Investment Grade-Rating bei, wurde aber von Moody’s auf Baa3 mit stabilem Ausblick herabgestuft. S&P wiederum bestätigte das BBB-Rating, allerdings mit einem negativen Ausblick. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Ratingagenturen im Allgemeinen nur langsam eine Herabstufung der Ratings vornehmen.

Deshalb müssen Anleger selbst entscheiden, ob die derzeitigen Faktoren und Daten ein Investment Grade Rating unterstützen. Die Auswirkungen des Übergangs des weltweit drittgrößten Marktes für Staatsanleihen zu High Yield wären enorm, die Kapitalflucht aus Italien riesig.

BBB-Anleihen stellen mehr als 50 Prozent des Investment-Grade Marktes

Zwar ist die Anzahl der mit BBB bewerteten Unternehmensanleihen inzwischen auf über 50 Prozent des gesamten Investment-Grade-Marktes gestiegen, doch es ist nicht davon auszugehen, dass es im breiteren Anleihemarkt zu einem erhöhten Volumen an „Fallen Angels“-Unternehmen kommen wird.

Es gibt keine „normale“ Fluktuation bei BBB-Titeln, die auf High Yield-Niveau fallen. Aber der Anteil herabgestufter BBB-Bonds ist in den vergangenen Jahren auf ein historisch niedriges Niveau gesunken. Tatsächlich erfolgten unter dem Strich mehr Hochstufungen von High Yield auf BBB.

Etwaige Rezession nicht von langer Dauer

Sollte die Weltwirtschaft tatsächlich in eine Rezession abgleiten – wie in letzter Zeit zunehmend prognostiziert – dürfte dies nicht von Dauer sein. Schlimmstenfalls dürften mehr als zehn Prozent der BBB-Papiere auf High Yield herabgestuft werden. Viele dieser Vorhersagen scheinen übertrieben. Da das Universum an mit BBB bewerteten Anleihen zugenommen hat, zeigen diese Unternehmen erhebliche Unterschiede beim Verschuldungsgrad.

Zudem bleibt die Verschuldung im historischen Vergleich relativ günstig, was sowohl die Refinanzierung als auch die Verlängerung der Fälligkeitstermine unterstützen und die Bilanzen weiter stärken dürfe. Allein ein BBB-Rating genügt nicht, um davon auszugehen, dass ein Unternehmen an der Grenze zum „Fallen Angel“ stehe. Da die Schalthebel aber noch zu bedienen sind, sind Investment Grade-Anleihen viel robuster, als wir erwarten konnten – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Debbie King ist Investmentmanagerin bei Kames Capital.

Foto: Kames Capital, Shutterstock

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