Der Geschäftsklimaindikator des Frühphasensegments tendiert mit einem Plus von 2,4 Zählern auf -19,6 Saldenpunkte etwas besser als im Vorquartal, teilt die KfW mit. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage (+7,3 Zähler auf -32,4 Saldenpunkte) holt dabei leicht zu den Geschäftserwartungen auf, die noch immer deutlich optimistischer sind (-6,8 Saldenpunkte auf -2,5 Zähler).
„Die Entwicklung im dritten Quartal stimmt hoffnungsvoll, dass sich der Optimismus nach und nach auch in einer verbesserten Geschäftslage auf dem deutschen VC-Markt niederschlägt. Aufgrund des hohen Erwartungsüberhangs bleibt die Rückschlaggefahr aber hoch“, so die Einschätzung der KfW, die das „German Venture Capital Barometer“ zusammen mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Deutsche Börse Venture Network exklusiv für das „Handelsblatt“ berechnet.
Auch bei anderen wichtigen Marktfaktoren herrsche eine „gewisse Zuversicht“ im Hinblick auf die kommenden Monate. Dies gilt für Fundraising, Exits sowie Investitionsbereitschaft gleichermaßen. Die aktuelle Fundraisinglage bleibt mit -59,8 Saldenpunkten nur knapp über ihrem bisherigen Tiefpunkt, während die Fundraisingerwartungen mit -17,8 Saldenpunkten nach wie vor eine deutliche Verbesserung erhoffen lassen.
Investoren mit Einstiegsbewertungen sehr zufrieden
Beim Exitklima haben sich die Erwartungen im dritten Quartal mit einem Stand von -15,1 Saldenpunkten (+27,3 Zähler) deutlich von der aktuellen Lage mit -57,8 Saldenpunkten abgesetzt. „Getrieben von den optimistischeren Erwartungen scheint das frostige Exitklima somit langsam aufzutauen“, berichtet die KfW.
Insbesondere bei Exitmöglichkeiten via Secondaries hat sich das Klima verbessert. Offenbar haben sich die Marktbedingungen jetzt so eingestellt, dass potenzielle Verkäufer und Käufer bestehender Start-up-Beteiligungen häufiger zusammenfinden. Investoren bieten sich günstige Einstiegschancen bei attraktiven Start-ups, sie sind mit dem Niveau der Einstiegsbewertungen für Neuengagements aktuell sehr zufrieden. Dies münzt sich derzeit allerdings nicht in eine höhere Investitionstätigkeit um. Mangelnde Nachfrage ist offenbar nicht der Grund dafür. Denn die Dealflowindikatoren liegen über ihren langfristigen Durchschnittswerten.
„Stimmung trotz Verbesserung eisig“
„Die Stimmung auf dem deutschen VC-Markt bleibt auf Erholungskurs, auch wenn sie im Spätsommer nur noch leicht gestiegen ist,“ sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, „man könnte von Tauwetter sprechen, wenn auch nahe dem Gefrierpunkt. Denn die Stimmung bezüglich der aktuellen Lage bleibt trotz Verbesserung eisig. Die Erwartungen sind dagegen trotz eines leichten Dämpfers sonniger. Die optimistischeren Erwartungen ließen eigentlich auf eine weitere Erholung des Geschäftsklimas zum Jahresende hoffen. Vermutlich wird aber der Krieg im Nahen Osten und das Risiko wirtschaftlicher Auswirkungen für den Fall einer Eskalation auf die Stimmung drücken. Das direkte Exposure hiesiger Investoren in Israel ist zwar gering, ein weiterer Krisenherd erhöht dennoch die wirtschaftspolitische Unsicherheit und wird möglichen positiven Effekten wie der Zinserhöhungspause der Notenbanken zumindest teilweise entgegenwirken.“
Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK kommentiert: „Der Optimismus kehrt langsam zurück. Aktuell fehlen jedoch zündende Impulse, um die langsame Erholung auch in einen Stimmungsaufschwung und letztendlich wieder in wachsende Investitionen umzumünzen. Gesamtwirtschaftlich blickt jeder auf die Zinspolitik und die Konjunktursignale. Mit Blick auf den deutschen VC-Markt erwarten wir vom Marktstart des Wachstumsfonds einen Impuls, der das Fundraisingumfeld sicher verbessern wird. Einen ‚Wumms‘ erhoffen wir uns vom Zukunftsfinanzierungsgesetz, aber nur sofern dieses, wie im Regierungsentwurf vorgeschlagen, verabschiedet wird. Entscheidende Elemente sind die Abschaffung der Umsatzsteuer auf Managementgebühren und die Verbesserungen bei Mitarbeiterkapitalbeteiligungen. Investoren und Startups setzen darauf, dass die Koalitionäre hier keinen Rückzieher machen.“