WER?
Wer macht überhaupt Telematik? Aktuell nicht viele, vielleicht ein Dutzend. Allen voran die HUK-Coburg und die Allianz. Beide teilen sich den Markt von derzeit etwa um die eine Millionen Verträge im Wesentlichen untereinander auf. Dabei entfallen auf die HUK-Gruppe alleine inkl HUK24 gut eine halbe Million Telematikanwendungen. Natürlich gibt es noch weitere wie die VHV oder Generali Versicherung, aber deren Anteil ist im Verhältnis noch moderat. Da ist also bei knapp 50 Millionen PKW in Deutschland noch deutlich Luft nach oben.
WIE?
Wie funktioniert Telematik im PKW überhaupt Stand heute. Das ist eine gar nicht so einfache Fragestellung, da die Wege, um die relevanten Daten digital zu bekommen – und zu verarbeiten – unterschiedlich sein können. Moderne PKW erfassen die Fahrzustände bereits sehr präzise und eine Unterlegung mit GPS-Daten ist heute auch kein Hexenwerk mehr. Heute wissen auch die Hersteller auf welchem digitalen Daten-Gold sie sitzen und verfolgen hier ebenfalls eigene Strategien. Allerdings sind nicht alle 50 Mio. PKW auf dem neuesten Stand der Technologie . Daher ergeben sich aktuell nur noch zwei wesentliche Telematik-Technikmodelle zur Datenübertragung. Die einfache Variante ist die reine digitale Erfassung über das Smartphone, also die App Variante. Diese hat allerdings gleich mehrere Nachteile: Die App ist im Allgemeinen nicht so präzise, vor allem, was wichtige Faktoren, wie Fahrtantritt und Ende betrifft. Auch muss das Handy immer dabei sein, denn ohne Smartphone keine Erfassung. Und wenn die Sensorik des Smartphones verwendet wird, geht das auch sehr schnell auf die Akkulaufzeit des Gerätes. Die minimal komplexere Variante, die sich bei den Marktführern durchgesetzt hat, ist die Telematik-Sensor- oder auch „Beacon“-Variante. Hier verbleibt ein unabhängiges Technikmodul, so groß wie eine Zweieuromünze, permanent im Fahrzeug, erfasst alle Daten, das Smartphone dient lediglich als Übertragungstechnik zur Datenbank.
WAS?
Was wird eigentlich erfasst? Um eine Aussage über das tatsächliche Fahrverhalten treffen zu können werden, je nach Anbieter, bestimmte Kriterien während der Fahrt erfasst, das sind mal mehr oder weniger und auch deren Gewichtung kann je nach Anbieter unterschiedlich sein. Die wesentlichen sind: Geschwindigkeit, Bremsverhalten, Beschleunigungsverhalten, Fahrverhalten in Kurven und die Fahrzeiten sowie wo gefahren wird. Diese Informationen müssen idealerweise alle erfasst und zur Berechnung eines Fahrer-Scores übermittelt werden. Der Fahrer Score ist sozusagen das zusammengefasste digitale Bild der individuellen Fahrdaten, der Versicherer selbst sieht hierbei jedoch keine individuellen Bewegungsdaten.
WIESO?
Wieso sollten diese Kriterien erfasst werden? Der Hintergründe für die Erfassung von Telematik-Kriterien bei den Versicherern sind in der Risikobeurteilung begründet. Ohne Telematik kann ein Versicherer das Risiko nur auf Basis historischer Daten bemessen: Wir kennen das heute als Schadenfreiheitsrabatt (SFR). Der SFR sagt aber fast gar nichts über das tatsächliche Fahrverhalten aus. Mit Hilfe der Telematik-Daten ist es möglich Aussagen über das tatsächliche aktuelle Fahrverhalten zu treffen, damit lassen sich Verhaltensprofile erstellen, und letztendlich schlechte Risiken identifizieren, bzw. gute Risiken mit günstigen Prämien zu incentivieren.
WESHALB?
Weshalb braucht man die Daten? Echtes Fahrverhalten zeitnah erfasst hat für Kunden neben einer möglichen Preisersparnis auch noch weitere Vorteile. So gibt es Fahrzeughalter die Aufgrund ihrer fehlenden Risikohistorie – eben vor allem Fahranfänger – automatisch von den Versicherern in die schlechteste Risikoklasse eingeteilt werden. Das ist sehr teuer und verhindert manchmal auch den eigenen PKW. Da aber nun tatsächliche Telematik erfasst werden, können diese Zielgruppen attraktiver versichert werden. Außerdem lassen sich über die entsprechende App damit auch ganz spielerisch Feedback und Vorschläge zum besseren oder ökologischeren Fahrverhalten weitergeben.
WARUM?
Warum der ganze Aufwand? Bei 50 Million PKW ist nicht jede Fahrerin, jeder Fahrer gleich. Die Risiken sind unterschiedlich verteilt. Historische Daten sind nicht immer aussagekräftig, oder schlichtweg nicht vorhanden. Für bestimmte PKW-Klassen, zum Beispiel hochpreisige, bzw. sehr sportliche Modelle bietet sich eine Telematik-Erfassung alleine schon aufgrund der Begehrlichkeit, also dem Diebstahlrisiko offensichtlich an. Die Verteilung der Risiken im Kollektiv hat gewisse Schwächen, das zeigt das Beispiel der Fahranfänger.
Sind sie insgesamt ein größeres Risiko? Statistisch gesehen ja, aber ist der Einzelne ein gleichgroßes Risiko? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Bei dem „vielleicht“ kann die digitale Telematik-Technik helfen Klarheit zu schaffen. Wer dafür bereit ist, seine Daten offenzulegen, hat über Telematik mehr Möglichkeiten. Für die Nutzer ist es also ein „Kann“ und kein „Muss“. Versicherer müssen sich aber dringend die digitale Kompetenz aneignen, bei dieser Technologie nicht den Anschluss zu verlieren. Für sie also ganz klar ein digitales „Must-have“.