Profitabilität vor Wachstum

Im Durchschnitt nahmen die Schaden- und Unfallversicherer im vergangenen Jahr in Deutschland 2,7 Prozent mehr ein – allerdings sind die ausgezahlten Leistungen an die Kunden sind fast genauso stark gestiegen. Die Anbieter streben nun nach mehr Profitabilität.

Dr. Per-Johan Horgby, VHV-Produktvorstand
Dr. Per-Johan Horgby, VHV-Produktvorstand

Text: Lorenz Klein, Cash.

Das Plus kann sich durchaus sehen lassen: Im Durchschnitt nahmen die Schaden- und Unfallversicherer im vergangenen Jahr in Deutschland 2,7 Prozent mehr ein als noch im Vorjahr. Insgesamt erzielten sie laut Hochrechnung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Beitragseinnahmen in Höhe von fast 57 Milliarden Euro.

Damit ist die Branche seit 2003 erstmals wieder gewachsen, verkündete GDV-Komposit-Experte Dr. Manfred Pohlhausen anlässlich der Vorstellung der Branchenzahlen in Berlin. Doch die Bilanz fällt – wie es Bilanzen oft an sich haben – getrübt aus: Denn die ausgezahlten Leistungen an die Kunden sind fast genauso stark gestiegen – insgesamt um 2,6 Prozent im Vergleich zu 2010 auf mehr als 44 Milliarden Euro.

Die Schadenbelastung erreichte damit einen historischen Höchststand. Vor allem sommerliche Unwetter und Hagelstürme sowie das Januar-Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands sorgten aus Sicht des GDV für umfangreiche Leistungen in der Wohngebäude- und in der Kraftfahrtversicherung. Auch die gewerblichen, industriellen sowie landwirtschaftlichen Sachversicherer wurden laut Pohlhausen hart getroffen.

All dies hatte natürlich Auswirkungen auf die Combined Ratio, die Schaden-Kosten-Quote: Diese stieg von 98,2 Prozent in 2010 auf nunmehr 99 Prozent. Heißt im Klartext: Die Schaden- und Unfallversicherer haben im Durchschnitt nur ein Prozent mehr an Beiträgen eingenommen als sie für Schäden, Vertriebs- und Verwaltungskosten ausgeben mussten.

Der versicherungstechnische Gewinn der Anbieter ist von 900 Millionen Euro in 2010 auf zuletzt 600 Millionen Euro abgeschmolzen – die Branche wandelt damit auch weiterhin auf einem schmalen finanziellen Grat. Da die Bandbreiten im Kompositgeschäft traditionell groß ausfallen, lohnt sich allerdings der Blick auf die Einzelsparten.

Kraftfahrtversicherer hoffen

So würde beispielsweise eine erzielte Combined Ratio von 99 Prozent in der Kraftfahrtversicherung wohl dazu führen, dass in den Vorstandsetagen der Champagner kalt gestellt wird. In der mit Abstand größten Sparte ist die Schaden-Kosten-Quote seit 2004 kontinuierlich angestiegen – von damals 94,5 Prozent auf satte 108 Prozent in 2011, wobei sich der Anstieg der Quote nach einem gewaltigen Sprung zwischen 2009 und 2010 zuletzt deutlich abschwächte.

Seite zwei: Etablierung des starken Assetmanagers gewünscht

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