Senioren zahlen für ihre Kfz-Versicherung oft deutlich mehr als jüngere Fahrer, da ihr Unfallrisiko als höher eingestuft wird. Um diesen Alterszuschlag zu umgehen, lassen viele ihr Auto als Zweitwagen über ein Kind versichern. Dies kann die Kosten im besten Fall um bis zu 54 Prozent senken. Doch wer nicht auf die richtige Einstufung achtet, riskiert eine massive Kostensteigerung – statt einer Ersparnis können sich die Beiträge um bis zu 113 Prozent erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Verivox.
Einstufung als Zweitwagen kann teuer werden
Der entscheidende Faktor ist die Schadenfreiheitsklasse. Wird ein Fahrzeug erstmalig als Zweitwagen versichert, erfolgt die Einstufung in die teure Schadenfreiheitsklasse ½. Senioren, die ihr Auto auf ein jüngeres Familienmitglied anmelden, sollten daher genau prüfen, welche Schadenfreiheitsklasse zur Anwendung kommt.
„Die Schadenfreiheitsklasse gehört zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf den Kfz-Versicherungsbeitrag“, erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „War in der Vergangenheit ein Zweitwagen auf den Angehörigen versichert, können diese Schadenfreiheitsklassen auch wieder reaktiviert werden.“
Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die Kostenfalle: Ein 85-Jähriger zahlt 18 Prozent (148 Euro) mehr, wenn sein VW Golf über ein 30 Jahre jüngeres Kind in der Schadenfreiheitsklasse ½ versichert wird. Für jüngere Senioren ist der Aufschlag noch drastischer. Ein 75-Jähriger zahlt 63 Prozent (359 Euro) mehr, ein 65-Jähriger sogar 113 Prozent beziehungsweise 444 Euro zusätzlich.
Sparen durch Übertragung der Schadenfreiheitsklassen
Eine Möglichkeit, die Versicherungsprämie zu senken, ist die Übertragung der eigenen Schadenfreiheitsklassen auf ein direktes Familienmitglied wie Kinder, Enkel oder Ehepartner. Dabei können nur so viele Klassen übertragen werden, wie der neue Versicherungsnehmer bereits Jahre lang einen Führerschein besitzt.
Für den 85-jährigen Golf-Fahrer kann sein 30 Jahre jüngeres Kind laut Verivox die SF-Klasse 35 vollständig übernehmen, wodurch sich die Versicherungsprämie um 45 Prozent reduziert. Auch ein 75-Jähriger kann durch die Übertragung auf sein Kind sparen – in diesem Fall um 13 Prozent. Anders sieht es beim 65-Jährigen aus: Trotz der Weitergabe seiner Schadenfreiheitsklassen bleibt die Versicherung für ihn teurer als bei einer Anmeldung auf den eigenen Namen, so Verivox.
Mitversicherung als Alternative
Eine weitere Möglichkeit zur Beitragssenkung ist die Zulassung des Fahrzeugs auf ein jüngeres Familienmitglied, während der Senior als Mitfahrer mitversichert wird, schreibt das Portal. In diesem Fall hat das höhere Risiko des älteren Fahrers kaum Einfluss auf die Prämie. Die Mehrkosten für die Versicherung des 85-Jährigen als Mitfahrer betragen lediglich 34 Euro, wodurch seine Gesamtkosten um 54 Prozent sinken. Allerdings geht diese Rechnung nicht immer auf: Ein 65-Jähriger kann selbst bei dieser Strategie keine Einsparungen erzielen.
„Die Abgabe der Schadenfreiheitsklassen ist endgültig“, warnt Schütz. „Autofahrer haben keine Möglichkeit, sich diese Klassen wieder zurückzuholen. Diese Entscheidung sollte deshalb gründlich abgewogen werden.“ Senioren und ihre Angehörigen sollten sich also gut informieren, bevor sie eine Entscheidung über die Versicherung ihres Fahrzeugs treffen – sonst wird der vermeintliche Spartipp schnell zur Kostenfalle, so das Fazit des Vergleichsportals.