Exklusiv-Interview zum KGAL-Infrastruktur-Sondervermögen: „Wie ein offener Immobilienfonds“ 

Porträtbild Matthias Weber
Foto: KGAL
Matthias Weber: "Wir setzen auf ein breites Vertriebspartnernetz. Sowohl Banken und Sparkassen aber auch 34f-Vermittler spielen eine wichtige Rolle."

Der Asset Manager KGAL hat zur Investition in Erneuerbare Energien erstmals ein offenes Infrastruktur-Sondervermögen für Privatanleger aufgelegt. Cash. fragte Matthias Weber, Head of Sales Retail Business bei KGAL, nach den Details – und warum es kein ELTIF geworden ist.

Der Fonds „Klimasubstanz“ kann neben dem Schwerpunkt Wind- und Solaranlagen auch in andere Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Erneuerbaren Energien investieren. Worum kann es sich dabei handeln?

Weber: Der Fonds ist ein Sondervermögen deutscher Prägung für Privatanleger, die sich mit einer nachhaltigen Strategie an der Energiewende und der Bekämpfung des Klimawandels beteiligen möchten. Grundsätzlich erlaubt die Struktur die Investition in verschiedene Assetklassen, wie Infrastruktur, Immobilien und Wertpapiere. Wir streben mit dem Klimasubstanz-Fonds die Ausrichtung von mindestens 80 Prozent Erneuerbare-Energien-Infrastruktur, zehn Prozent Wertpapiere mit ESG-Fokus und zehn Prozent Liquiditätsreserve an. Wir gehen davon aus, dass die Nachfragesteigerung im Bereich erneuerbarer Energien grundsätzlich über alle Technologien stattfindet, angeführt jedoch von den bewährten Technologien im Segment Windenergie (Onshore und Offshore) und Photovoltaik. Daher wird hier auch der Fokus des defensiv ausgerichteten Fonds liegen. Wir wollen aber als Beimischung perspektivisch auch den Wandel der Technologien aktiv begleiten, da wir hier ebenfalls enormes Potenzial sehen. Dazu zählen etwa Batteriespeicher oder die Entwicklung von grünem Wasserstoff. Wichtig ist uns der Aufbau eines sinnvoll diversifizierten Portfolios in Europa (EU-27). Mit Blick auf das Rendite-Risiko-Profil präferieren wir Core und Core+ sowie in geringerem Maße auch Value Add. Bestandsanlagen (Brownfield) liefern stabile Cashflows, wobei künftig auch Projektentwicklungen (Greenfield) als Beimischung attraktiv sein können.

Aus welchem Grund haben Sie sich für den Mantel eines offenen Infrastruktur-Sondervermögens entschieden und nicht für einen European Long Term Investmentfonds, kurz ELTIF? 

Weber: Im Gegensatz zu den bisherigen ELTIF-Regeln können offene Infrastruktur-Sondervermögen ohne fixe Mindestanlagesumme und sparplanfähig aufgelegt werden. Damit hat der Gesetzgeber Privatanlegern bewusst die Möglichkeit gegeben, ohne hohe Einstiegshürden in Infrastruktur zu investieren und zugleich für ein hohes Maß an Anlegersicherheit gesorgt. Zugleich ist das Vehikel angelehnt an den seit Jahrzehnten bei Vertriebspartnern und Anlegern bekannten offenen Immobilienfonds, so dass hier bereits eine Grundvertrautheit besteht.

KGAL ist selbst als Kapitalverwaltungsgesellschaft zugelassen, bei dem Fonds arbeiten Sie aber mit Universal Investment als Service-KVG zusammen. Warum?

Weber: Da wir zu den Ersten gehören, die ein solches Produkt aufgelegt haben, gab es nur wenig Erfahrungen im Hinblick auf die Erstellung der Fondsdokumentation und Abstimmung mit allen Beteiligten, insbesondere auch mit der Aufsicht. Daher war es uns wichtig, in diesem Bereich mit einem sehr erfahrenen und marktführenden Partner wie Universal Investment zusammenzuarbeiten. Wir als KGAL können uns gleichzeitig voll und ganz auf das Asset Management im Bereich erneuerbarer Infrastrukturinvestments konzentrieren. Mit Gesamtinvestitionen von 3,2 Milliarden Euro in elf europäischen Ländern und einer Projektpipeline von über ein Gigawatt in verschiedenen Technologien haben wir über die letzten zehn Jahre eine einzigartige paneuropäische Expertise aufgebaut.

Wodurch wird verhindert, dass eines Tages zu viele Anleger gleichzeitig ihr Kapital abziehen wollen, dies aber langfristig in den Erneuerbare-Energie-Anlagen investiert ist?

Weber: Der Regulator hat nach dem Vorbild des offenen Immobilienfonds ähnliche Sicherungsmechanismen vorgesehen. Für besondere Stabilität sorgt zunächst die zweijährige Mindesthaltedauer nach Erstzeichnung. Danach ist die Möglichkeit der Anteilsrückgabe für Investoren auf zweimal im Jahr verbunden mit einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten begrenzt. Diese begrenzte Fungibilität halten wir für sinnvoll, da es dem mittel- bis langfristigen Investitionscharakter der Anlageklasse entspricht. Darüber hinaus wird die gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsreserve in Höhe von zehn Prozent des Fondsvolumens für Rückgabewünsche vorgehalten.


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Wie stellt sich die Kostenstruktur des Fonds dar?

Weber: Bei Erwerb beziehungsweise Veräußerung der Anteile liegen die Kosten einmalig bei maximal jeweils fünf Prozent des Einzahlungs-/Auszahlungsbetrags – die genaue Höhe richtet sich nach dem Vertreiber der Fondsanteile und kann auch geringer ausfallen. Die laufenden Kosten belaufen sich auf 1,60 Prozent Verwaltungskosten pro Jahr sowie geschätzt 0,47 Prozent Transaktionskosten. Eine erfolgsabhängige Vergütung gibt es nicht.

Mit welchen Arten von Vertriebspartnern arbeiten Sie bei dem Fonds zusammen beziehungsweise wollen Sie zusammenarbeiten?

Weber: Wir setzen auf ein breites Vertriebspartnernetz. Sowohl Banken und Sparkassen aber auch 34f-Vermittler spielen eine wichtige Rolle. Sie können mit diesem spezialisierten Impact Investment sehr gut die Kundenbedürfnisse bedienen, denn die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der privaten Geldanlage nimmt stetig zu. Dies spiegelt auch eine aktuelle Umfrage unter Banken und Sparkassen des Research Center for Financial Services, kurz CFin, wider: 43 Prozent der befragten Institute haben das Interesse von Privatkunden an Anlageprodukten im Bereich erneuerbarer Energien als hoch oder sehr hoch bewertet.

Welche Zulassung benötigen die 34f-Vertriebspartner genau? 

Weber: Es wird eine Erlaubnis nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 1 GewO benötigt.

Bei geschlossenen alternativen Investmentfonds, kurz AIFs, wird die Möglichkeit von Ratenzahlungen wegen des unternehmerischen Charakters von direkten Sachwertinvestitionen und der möglicherweise falschen Zielgruppe vielfach kritisch gesehen. Beim KGAL Klimasubstanz sind Einzahlungen ab 25 Euro pro Monat möglich. Welche Resonanz erhalten Sie dazu von den Vertriebspartnern?

Weber: Der Fonds KGAL Klimasubstanz wurde ganz gezielt für Privatanleger konzipiert, daher ist es nur konsequent, dass sich Anleger bereits mit kleinen Beträgen an diesem nachhaltigen Investment beteiligen können. Als Konstrukt gleicht es dem offenen Immobilienfonds, der sich seit Jahrzenten fest als Immobilienanlage­vehikel für private Investoren etabliert hat. In beiden Anlagevehikeln müssen sich Investoren aber bewusst sein, dass dies eine mittel- bis langfristige Anlageform mit begrenzter Fungibilität ist. Die begrenzte Handelbarkeit der Anteile, also die zwölfmonatige Kündigungsfrist bei mit halbjährlichen Rückgabeterminen, dient der besseren Steuerung von Anteilsrücknahmen, weil ein Wiederverkauf der Infrastruktur-Investments in der Regel längere Vorlaufzeit benötigt.

Der Fonds ist bezüglich der Nachhaltigkeit nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung – auch unter dem englischen Kürzel SFDR bekannt – eingestuft. Trotz der Investition in Erneuerbare Energie fällt er also nicht in die höchste Kategorie nach Artikel 9. Warum nicht?

Weber: Unsere Zielsetzung ist ein Fonds mit Impact Investments, der positiv und messbar zur Dekarbonisierung beiträgt und zunächst konservativ eine Klassifizierung nach Artikel 8+ der SFDR verwirklicht. Der Anteil an Taxonomie-konformen Investitionen soll bei mindestens 60 Prozent liegen. Dies ist für uns zu Beginn des Portfolioaufbaus eine klare und realistische Zielgröße. Ob sich in einigen Jahren auch eine Klassifizierung nach Artikel 9 umsetzen lässt, wird die Zukunft zeigen.

Im Bereich der Spezialfonds legt KGAL weiterhin auch geschlossene AIFs auf, für das Publikumsgeschäft hingegen nicht mehr. Planen Sie hier – zum Beispiel für Einzelprojekte – eine Veränderung?

Weber: Derzeit sind keine weiteren geschlossenen Publikums-Produkte geplant. Wir fokussieren uns im Retail-Bereich strategisch auf offene Strategien.

Die Fragen stellte Stefan Löwer, Cash.

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