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KI im Finanzvertrieb: „Da frag ich erstmal ChatGPT“

Roboter vor Bildschirmen mit Finanzdaten. Mit KI generiertes Symbolbild.
Foto: PantherMedia / GRAZVYDAS JANUSKA
So sieht Künstliche Intelligenz (noch) nicht aus, sondern sie ist nur ein Software-Programm (KI-generiertes Bild).

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Finanzberatung grundlegend. Maklerpools und Vertriebe integrieren sie zur Unterstützung der Vertriebspartner zunehmend in ihre Prozesse. Und dann ist da noch die andere Seite der Medaille.

Zugegeben, die Frage ist ziemlich eindimensional: „Welches ist die beste Lebensversicherung in Deutschland?“ Und doch wird sie vermutlich so oder ähnlich jeden Tag von Kunden an ihr jeweils bevorzugtes KI-Programm gestellt werden – bezogen auf Versicherungen aller Art, andere Finanzprodukte oder Unternehmen.

Die bekannteste KI, ChatGPT, hat darauf auch durchaus eine Antwort, genauer gesagt sogar zwei. Die neueste Version des Programms bietet zwei Antwort-Alternativen an; der User kann entscheiden, welche er bevorzugt. In der ersten Version listet ChatGPT verschiedene Rankings, unter anderem von IVFP und DFSI, und die dort jeweils am besten beurteilten Versicherer auf. In der zweiten Alternative nennt die KI auf Basis der Bewertungen unmittelbar fünf der „aktuellen Top-Anbieter“.


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In beiden Fällen stellt die KI der Antwort voran: „Die ‚beste‘ Lebensversicherung in Deutschland hängt von individuellen Bedürfnissen und Prioritäten ab, wie zum Beispiel finanzielle Stabilität des Anbieters, Renditeerwartungen, Kostenstruktur und Kundenservice. Verschiedene unabhängige Institute bewerten regelmäßig die Qualität der Lebensversicherer anhand unterschiedlicher Kriterien (…)“.

ChatGPT weist zudem jeweils am Ende der Antwort darauf hin: „Da die ‚beste‘ Lebensversicherung von individuellen Faktoren abhängt, ist es ratsam, persönliche Prioritäten zu definieren und verschiedene Angebote zu vergleichen. Eine unabhängige Beratung kann dabei helfen, den passenden Anbieter und Tarif zu finden.“ Immerhin. Eine Rückfrage der KI – etwa ob es um eine Risiko-, Kapital- oder fondsgebundene Lebensversicherung geht – gibt es indes nicht.

Ergebnisse durchaus konkret

Und doch sind die Ergebnisse durchaus konkret und lassen sich durch Nachfragen und Einschränkungen weiter präzisieren. So könnten sich Finanzdienstleister bald immer öfter mit dem Satz von Kunden konfrontiert sehen: „Da frag ich erstmal ChatGPT“ – um ein Gespräch vorzubereiten oder um die Vorschläge des Vermittlers zu überprüfen.

Noch ist das wohl recht selten. Von den 18- bis 69-jährigen haben aber immerhin 28 Prozent bereits eine generative KI genutzt, elf Prozent sind regelmäßige Nutzer. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts Sirius Campus unter nicht weniger als 2.097 privaten Versicherungs- und Finanzentscheidern im August 2024. An erster Stelle der genutzten KI-Tools steht ChatGPT, gefolgt von Gemini (Google) und Copilot (Microsoft).

Von den regelmäßigen Nutzern wiederum gaben zwölf bis 13 Prozent an, die KI auch in Bezug auf Bankprodukte, Geldanlagen oder Versicherungen beziehungsweise Versicherungsgesellschaften zu verwenden. Hochgerechnet auf die Gesamtheit der Befragten sind das lediglich jeweils etwa 1,4 Prozent, also etwa jeder siebzigste. Wenig überraschend ist der Anteil bei den jüngeren höher, die zudem generell häufiger neue Versicherungen abschließen als ältere Menschen. So gaben 30 Prozent der 18- bis 30-jährigen an, regelmäßige KI-Nutzer zu sein. Davon nutzen 19 Prozent die KI-Suche auch für Finanzdienstleistungsprodukte, hochgerechnet also 5,7 Prozent aller potenziellen Kunden in dieser Altersklasse.

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Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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