Zwar werden darunter vermutlich viele der sogenannten Eigenständigen sein, die sich ohnehin selbständig im Netz informieren und ohne Beratung zum Online-Abschluss neigen. Aber es ist absehbar, dass der Anteil auch bei den Beratungskunden zunimmt und Finanzberater mit den Ergebnissen der KI-Recherche konfrontiert werden.
Diese sind also gut beraten, sich darauf einzustellen und zum Beispiel zu prüfen, wie ihre bevorzugten Produkte und Produktpartner bei entsprechenden KI-Abfragen abschneiden. Dr. Oliver Gaedeke, Geschäftsführer von Sirius Campus, rät zudem, die KI auch nach der eigenen Person oder dem eigenen Unternehmen zu fragen. Denn KI-Einstufungen werden künftig wohl mindestens so wichtig wie die Google-Bewertungen heute. Und wer will zum Beispiel auf die Frage an die KI „Wer ist der beste Finanzberater in meiner Gegend?“ nicht gerne mit aufgelistet werden?
Dafür kann hilfreich sein, die Kunden zu positiven Bewertungen zu animieren, aber zum Beispiel auch selbst in themenverwandten Foren und Plattformen präsent zu sein oder auch auf der eigenen Website und in sozialen Medien die Stärken wie überdurchschnittliche Leistungen, Spezialisierungen auf bestimmte Zielgruppen und Produkte oder besonders aufgeprägte Erfahrungen noch mehr herauszustellen. Denn die KI-Algorithmen suchen sich ihre Informationen entsprechend aus dem Netz zusammen.
Einsatz im Backoffice
Das ist die eine Seite der KI-Tools. Die andere Seite ist die aktive Einbindung von KI in die Vertriebs- und Beratungsprozesse. Wie weit sind Maklerpools und Vertriebe damit? Cash. hat sich in der Branche umgehört. „Wir haben in den Backoffice-Prozessen ChatGPT sehr erfolgreich im Einsatz und bieten so den uns angeschlossenen Maklern einen großen Mehrwert, wenn es etwa um automatisierte Datenversorgung oder Herstellung der maximal möglichen Datenqualität geht“, antwortet etwa Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender des Maklerpools Jung, DMS & Cie.
„Zudem kooperieren wir mit Dienstleistern, die den Umgang mit KI-Technologien schulen. Die jeweiligen Zugänge richten sich Makler dann kostengünstig selbst ein. Schwerpunkte legt die Schulung auf Sales und Marketing“, so Grabmaier weiter. Der Einsatz von KI-Tools im Backoffice werde derzeit auf alle Produktsparten ausgeweitet. „Zudem werden wir auch unser KI-Schulungsangebot für unsere Vertriebspartner ausweiten, da wir gerade im Sales- und Marketingbereich erhebliche Vorteile im Einsatz von KI-gestützten Prozessen sehen“, kündigt Grabmaier an.
Swiss Life setzt ebenfalls bereits KI ein. „In unserem Vertriebspartner- als auch im Kunden-Center kommen so KI-basierte Voice- und Chatbots zum Beispiel in der Telefonie zum Einsatz und erzielen hervorragende Zufriedenheitswerte“, berichtet Dr. Matthias Wald, Leiter Finanzvertriebe bei Swiss Life Deutschland. „Zudem pilotieren wir derzeit eine KI-basierte Videoberatungsassistenz, die unsere Beraterinnen und Berater im digitalen Beratungsgespräch per Videocall mit einer Genauigkeit von 99 Prozent und in Echtzeit bei der Zusammenfassung wichtiger Informationen und Gesprächsinhalten unterstützt“, so Wald.
„Alle relevanten Informationen in Echtzeit“
Daneben arbeite Swiss Life bereits an verschiedenen Projekten wie der Entwicklung eines Chatbots, der die verschiedensten Anliegen in der Kunden-App effizient bediene. „Für unsere Beraterinnen und Berater entsteht ein weiterer KI-basierter Chatbot, der in Echtzeit alle relevanten Informationen aus unserer umfangreichen Wissens- und Informationsdatenbank bereitstellt. Im Backoffice optimieren wir derzeit die KI-basierte Unterstützung bei vor allem administrativen Aufgaben, wie etwa der Antragsverarbeitung“, so Wald weiter.
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Auch der Maklerpool Blau Direkt hat in erster Linie unterstützende Funktionen im Blick. „Wir sammeln bereits seit einiger Zeit aktive Erfahrungen im Inputmanagement, insbesondere im Bereich der Datenextraktion aus Versicherungsdokumenten und Beitragsrechnungen und setzen diese Entwicklung zum Jahreswechsel auch in der Dokumentenlenkung und Steuerung produktiv um“, berichtet Sasha Justmann, seit Jahresanfang CTO bei Blau Direkt. Für die angeschlossenen Vertriebe und Vermittler bringe dies starke Informations- und Geschwindigkeitsvorteile mit sich, betont er. „Der Einsatz von KI-Anwendungen sowie die Entwicklung von leistungsfähigen Modellen in unseren eigenen Softwarelösungen ist für uns ein wesentliches Wachstums- und Investitionsfeld in den kommenden Monaten und Jahren“, so Justmann.