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KI im Finanzvertrieb: „Da frag ich erstmal ChatGPT“

Der Maklerpool-Primus Fonds Finanz hat KI ebenfalls insbesondere zur Unterstützung interner Prozesse und zur Reduktion manueller Tätigkeiten im Einsatz. „Beispiele dafür sind etwa die Antrags- und Dokumentenverarbeitung: Mit Hilfe der KI können Informationen aus Dokumenten wie Versicherungsanträgen oder Policen automatisch extrahiert und weiterverarbeitet werden. Zudem haben wir erste Prozesse live genommen, in denen E-Mails automatisch kategorisiert und weiterverarbeitet werden“, berichtet Geschäftsführer Norbert Porazik.

„Auch im Marketing gibt es Möglichkeiten, KI unterstützend einzusetzen, etwa in der Textgenerierung, Bilderstellung und Ideenfindung. Diese Technologien entlasten unsere Mitarbeitenden spürbar, übernehmen Routineaufgaben und tragen dazu bei, dass wir die Anliegen unserer angebundenen Vermittler noch schneller und präziser bearbeiten können“, so Porazik weiter.

„Für unsere Vertriebspartner stellen wir über das Loyalty-Progamm ‚4circles‘ eine Social Media KI zur Verfügung“, sagt er. Teilnehmende Makler, die sich für die Prämie qualifizieren, können demnach mit Hilfe des Tools auf Knopfdruck professionelle Beiträge für ihre sozialen Netzwerke erstellen. „Das erleichtert Vermittlern die Pflege ihrer Online-Präsenz, sie können einfach und regelmäßig Beiträge posten, was bei der Kundenakquise und -bindung unterstützt“, so Porazik. Zukünftig möchte Fonds Finanz zudem KI-Lösungen, die das Unternehmen selbst einsetzt, auch seinen Maklern zur Verfügung stellen. „Wir planen eine zentrale Plattform für KI-gestützte Anwendungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Versicherungsmaklern zugeschnitten ist“, kündigt Porazik an.

Manueller Aufwand um bis zu 90 Prozent reduziert

Roman Schwarze, BCA: „Der Einsatz von KI-basierten Tools ist uns sehr wichtig.“ / Foto: BCA

Auf eine eigene Plattform setzt auch BCA. „Wir stellen unseren Vertriebspartnern Lösungen wie unsere Maklerverwaltungsplattform Diva, unsere App ‚Ihr FinanzCockpit‘, unseren Investment-Shop und vieles mehr zur Verfügung“, berichtet Vorstand Roman Schwarze. „Dabei ist uns der Einsatz von KI-basierten Tools sehr wichtig.“ Als aktuelles Beispiel stelle BCA den Vertriebspartnern mit dem „Diva Portfolio Builder“ ein KI-gestütztes System zur Portfoliooptimierung zur Verfügung. „Es simuliert bis zu 10.000 ökonomische Szenarien, um individuelle Anlagestrategien zu entwickeln, die Kundenpräferenzen, Risikoprofile und Marktveränderungen berücksichtigen“, so Schwarze.

Darüber hinaus setze BCA ein KI-basiertes System zur automatischen Zuordnung von Versicherungsdaten ein. Dieses System reduziere den manuellen Aufwand um bis zu 90 Prozent. „Beide Lösungen tragen dazu bei, Arbeitsprozesse zu automatisieren und Ressourcen gezielt einzusetzen“, betont Schwarze. Daneben teste BCA derzeit unter anderem mit internen Abteilungen einen Chatbot namens „BCA-Assistant“ mit Wissen über die Anwendungslandschaft des Unternehmens und interne Prozesse.

Auch beim Maklerpool PMA wird KI umfangreich eingesetzt. Der für IT zuständige Vorstand Marc Engel nennt drei Einsatzgebiete: „Service Assistent und Chat Bot zur Unterstützung der Maklerinnen und Makler im Tagesgeschäft, bei Produktanalysen, zur textlichen oder tabellarischen Vorbereitung von Beratungsgesprächen und zur Effizienzsteigerung bei repetitiven Aufgaben“ sowie „Cross Selling Manager im CRM-System (Kundenmanagement, Red.) und der Maklerverwaltung“ und die „Automatisierung hochfrequenter Workflows im Bereich Dokumenten- und Vertragsmanagement“.

Geschlossene KI-Systeme

Das Unternehmen plane zudem unter anderem Initiativen „für die Implementierung eines KI-basierten NBA/NBO Frameworks zur Optimierung der Vertriebsunterstützung der Maklerinnen und Makler“, so Engel. NBA/NBO seht für „Next Best Activity/Offer“, also Vorschläge für die bestmögliche nächste Aktivität oder das nächste Angebot an den Kunden. Daneben plant Engel „die Automatisierung diverser weiterer Workflows im Middle- und Backoffice, um dem stetig wachsenden Arbeitsvolumen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel gerecht zu werden“. Gemeint sind damit Arbeitsabläufe in den Verwaltungsabteilungen ohne Kundenkontakt (also ohne „Frontoffice“).

Insgesamt sind die Pools und Vertriebe also höchst aktiv bei der Implementierung von KI-Anwendungen, vor allem in der Verwaltung. Manches allerdings – wie etwa die Erfassung von Vertragsdaten – klingt eher nach klassischer Digitalisierung und die Chatbots sind zum Teil anscheinend eher etwas aufpolierte und modernisierte FAQ und weniger selbst lernende, hochkomplexe KI-Programme.

Das hat auch damit zu tun, dass die befragten Unternehmen, soweit ersichtlich, durchweg auf geschlossene KI-Systeme setzen. Die Programme greifen also nicht auf allgemein verfügbare Informationen aus dem Netz zurück, sondern werden von dem Unternehmen selbst mit Stoff „gefüttert“. Sofern eine KI neue externe Informationen beisteuert, werden diese manuell kontrolliert. Auch Antworten, die eine hauseigene KI aus dem vorhandenen Material neu generiert, werden teilweise nochmals manuell überprüft, bevor sie in das System übernommen werden.

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