Das widerspricht streng genommen dem Prinzip einer selbst lernenden KI, hat aber gute Gründe: Die Antworten der öffentlichen KI-Programme sind nicht zuverlässig. Sie ungeprüft in Systeme für Finanzdienstleister zu integrieren, wäre fahrlässig.
Zum einen „halluzinieren“ ChatGPT & Co. nicht selten und geben unkorrekte Antworten. Das resultiert daraus, dass die KI-Algorithmen – so berichten Fachleute – aus der unendlichen Menge von Information im Netz lediglich Antworten extrahieren und ableiten, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit richtig sind. Das muss nicht in jedem Fall zutreffen. Manchmal stellt die KI lediglich Mutmaßungen an, wie es vielleicht sein könnte. Auch das tut sie indes erfahrungsgemäß mit dem Brustton der Überzeugung.
Zum anderen kann KI – als Basis für ihre Antworten – nicht oder jedenfalls nur schlecht zwischen wahren und unwahren Informationen im Netz unterscheiden. Dort kursieren unzählige Fake-News und andere Unwahrheiten, die vorsätzlich oder versehentlich gestreut werden. Entsprechend unzuverlässig sind unter Umständen die KI-Ergebnisse.
Pools und Vertriebe wollen Kontrolle behalten
Das wird wahrscheinlich noch zunehmen, seitdem nach dem Krawall-Netzwerk „X“ unlängst auch Meta (Facebook, Instagram) angekündigt hat, auf eine inhaltliche Kontrolle der dort verbreiteten Informationen weitgehend zu verzichten und X-Chef Elon Musk auch Lügen, organisierte Propaganda und vollständigen Schwachsinn sowie objektiv falsche Tatsachenbehauptungen etwa über geschichtliche Ereignisse unter „Redefreiheit“ subsummiert, die unbedingt zu schützen sei.
Nicht nur Menschen fällt es inzwischen unter Umständen schwer, zwischen falschen und richtigen Informationen zu unterscheiden und sich dadurch nicht in eine falsche Richtung lenken zu lassen, sondern auch der KI. So ist durchaus verständlich, dass die Pools und Vertriebe die Kontrolle behalten möchten.
Auch für einzelne Finanzdienstleister kann es insofern ziemlich gefährlich sein, Antworten der öffentlichen KI-Tools ungeprüft zu übernehmen und an Kunden weiterzuleiten oder automatisiert weiterleiten zu lassen. Das Haftungsrisiko dafür wäre kaum kalkulierbar.
Anwendungen hauptsächlich im Hintergrund

Das wissen die meisten Vermittler wohl auch. Jedenfalls sind sie sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, die Kontrolle aus der Hand zu geben, berichtet Oskar Hallier, COO der Bridge ITS GmbH. Das Software-Unternehmen aus Dresden ist auf Finanzdienstleister spezialisiert und führt in seiner Referenzliste diverse Maklerpools sowie eine Reihe von Versicherungsgesellschaften auf. Die Brigde-Plattform hat nach eigenen Angaben rund 11.000 aktive Nutzer.
Auch Bridge setzt KI ein, so Hallier, hauptsächlich zur Unterstützung von Anwendungen aus dem Hintergrund. Dazu zählt etwa die Transkribierung, also Abschrift, von Gesprächen inklusive Zusammenfassung, die dann dem Kunden geschickt oder zur Vorbereitung auf die nächsten Termine verwendet werden kann. Oder eine Vertriebsassistenz mit KI, zum Beispiel für die Terminvergabe. „Wenn der Vermittler feststellt, dass er damit Zeit gewinnt, nutzt er die KI“, sagt Hallier, „sonst nicht“.
In der Entwicklung hat Bridge zudem ein KI-Tool, das Social-Media-Beiträge verfassen und auf Kommentare reagieren kann. Allerdings: „Die Nutzer werden das zur Vorbereitung entsprechender Texte nutzen, als selbständig agierende KI eher nicht“, erwartet Hallier.