Und wie gelingt die theoretische Revolution in der Praxis? Die Digitalunternehmen Hausgold und PriceHubble raten, sich nicht von der Technologie treiben zu lassen, sondern zunächst den Fokus auf die eigenen Herausforderungen und Ziele zu legen. Geht es um effizientere Prozesse oder gar neue Geschäftsfelder? Dann erst sollte die Frage beantwortet werden, ob die Künstliche Intelligenz passende Lösungen bieten kann. Dazu brauche es ein grundlegendes Verständnis der technologischen Möglichkeiten. Wenn KI konkret helfen kann, gelte es, geeignete Datenquellen zu identifizierten und die Datenqualität sicherzustellen.
Schließlich müsse die Belegschaft frühzeitig eingebunden und im Umgang mit KI-Technologien geschult werden. Für eine erfolgreiche Integration sollten die Teams Künstliche Intelligenz als wertvolles Hilfsmittel und nicht als Bedrohung verstehen. Gleichzeitig müsse der Einsatz von Künstlicher Intelligenz transparent und ethisch verantwortungsvoll gestaltet werden. Klare Richtlinien beispielsweise für Datenschutz seien dabei unerlässlich.
Ein weiterer Schlüsselfaktor sei eine Umsetzung in Schritten. Pilotprojekte ermöglichten es, erste Erfolge zu erzielen, Prozesse zu optimieren und die Akzeptanz zu fördern.
Professor Dr. Michael Becken, Geschäftsführer der Investment- und der Fondssparte des inhabergeführten Immobilienhauses Becken-Gruppe ordnet das KI-Umsetzungspotenzial mit Blick auf eine eher traditionell geprägten Branche ein: „Gerade der Bau oder die Sanierung von Gebäuden ist sehr komplex. Die Einführung echter KI-Anwendungen dürfte daher zunächst im Planungs-, Vermittlungs-, Veräußerungs- und Verwaltungsbereichs, also eher in den kaufmännischen Asset-Management-Disziplinen erfolgen.“ Becken weist darauf hin, dass die Branche zudem äußerst vielschichtig sei und sich daher „nicht ohne weiteres automatisieren oder digitalisieren“ lasse. Es gehe um „vorsichtige Adaption“. Die „transformativen Möglichkeiten“ der KI in vielen Branchen sind unumstritten.

Michael Becken, Becken-Gruppe: „Eine echte Revolution in der Branche wird erst möglich, wenn KI-Lösungen nicht nur theoretisch oder am Schreibtisch existieren, sondern direkt auf Grundstücken und im operativen Alltag anwendbar werden.“ (Foto: Becken-Gruppe)
„Im Immobiliensektor jedoch, der oft als technologie-skeptisch und langsam in der Digitalisierung gilt, ist ihr Potenzial noch kaum ausgeschöpft. Eine echte Revolution in der Branche wird erst möglich, wenn KI-Lösungen nicht nur theoretisch oder am Schreibtisch existieren, sondern direkt auf Grundstücken und im operativen Alltag anwendbar werden. Nur so können nachhaltige Innovationen wirklich Fuß fassen und die Branche langfristig verändern“, so der Becken-Invest-Chef.
Fazit: Künstliche Intelligenz ist auch für die Immobilienwirtschaft mehr als ein Buzzword: Sie hat das Potenzial, Teile der Branche grundlegend zu verändern. Mehr Verständnis sorgt für weniger Vorbehalte – Veränderungswille ist Führungsaufgabe. Wer aber die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit schließen kann, wird langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
Autor Thomas Eilrich ist Wirtschaftsredakteur und Immobilienjournalist.