Die Schuldenkrise in Europa drückt auf die Stimmung in der deutschen Immobilienwirtschaft. Der monatlich erhobene King Sturge Immobilienkonjunktur-Index gab im September zum zweiten Mal in Folge deutlich nach.
Nach Angaben des Immobilienberatungsunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL), das den King Sturge-Index herausgibt, sank das umfragebasierte Immobilienklima von 135,0 auf 126,3 Zählerpunkte. Der deutliche Rückgang um 6,4 Prozent sei etwas höher als im August und unterbreche die Seitwärtsbewegung des Stimmungsindikators.
Der Rückgang des Immobilienklimas basiert laut JLL im September vor allem auf der Entwicklung des Investmentklimas, das um 7,4 Prozent auf 126,9 Punkte abfiel. Neben der Bereitschaft zu Investitionen beurteilten die über 1.000 befragten Marktteilnehmer auch die Miet- und Ertragsentwicklung ernüchtert: Das Ertragsklima ging um 5,5 Prozent auf 125,6 Zähler zurück.
„Konnte sich die Immobilienwirtschaft in den vergangenen Monaten noch gegen die allgemeine Stimmungseintrübung infolge der Eurokrise stemmen, schlägt das Schuldendesaster jetzt auch den Marktteilnehmern in unserer Branche aufs Gemüt“, kommentiert Helge Scheunemann, Head of Research Deutschland bei Jones Lang LaSalle. „Die Verunsicherung ist nachvollziehbar, da sich nicht nur die gesamtkonjunkturellen Eckdaten in Deutschland spürbar verschlechtert haben, sondern die Experten auch über den weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung uneins sind.“
Zum zweiten Mal in Folge ging nach Aussage von JLL die Einschätzung aller Immobiliensegmente zurück. Das Büroklima verzeichnete mit minus zehn Prozent die höchsten Verluste und sank auf 112,1 Zählerpunkte. Das Handelsklima ging um 4,9 Prozent auf 125,7 Punkte zurück. Am positivsten bewerten die Marktteilnehmer nach wie vor Wohnimmobilien. Das Wohnklima sank lediglich um 1,8 Prozent auf 162,4 Zähler.
„Eine rückläufige Investitionsbereitschaft würde zeitversetzt auch in der gewerblichen Immobilienwirtschaft ankommen. Sie muss sich daher – wie andere Branchen auch – mit dem Gedanken anfreunden, dass sich die Märkte wohl früher oder später abkühlen werden“, kommentiert Scheunemann.
Im September verzeichnete auch die zweite Hauptkomponente des King Sturge-Index, die makroökonomische Immobilienkonjunktur, einen Rückgang um 3,3 Prozent auf 205,5 Punkte. Sie basiert auf der statistischen Auswertung von ifo-Geschäftsklimawerten, Dax, Dimax, Zinsen und Staatsanleihen. „Für Schwarzmalerei besteht indes kein Anlass“, so Scheunemann. „Die Immobilienwirtschaft ist, auch infolge der jüngsten Finanzkrise, wettbewerbsfähig aufgestellt und braucht – zumindest momentan – weder eine neue Kreditklemme noch Abwertungstendenzen zu befürchten.“ (bk)
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