Klare ist neuer BVDIF-Vorsitzender

Cash.: In Brüssel wird derzeit eine europaweite Hypothekenrichtlinie diskutiert. Welche Auswirkungen erwarten Sie auf den deutschen Markt?

Klare: Noch vor Ausbruch der Finanzkrise wurden in Brüssel aberwitzige Pläne diskutiert. Nach dem Vorbild boomender Immobilienmärkte in Großbritannien, Irland oder Spanien sollte das Baufinanzierungsgeschäft europaweit mit einer offensiven Kreditvergabepraxis angeschoben und über diesen Weg das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden. Diese Praxis hat letztlich die Finanzkrise beflügelt. Da hat sich das deutsche Modell doch als deutlich stabiler, nachhaltiger und letztlich erfolgreicher erwiesen. Noch heute diskutiert man in Brüssel darüber, ob eine Kündigung fixer Konditionen ohne Vorfälligkeitsentschädigung möglich sein sollte. In der Konsequenz würde das doch die Finanzierung nur verteuern. Dennoch gilt es festzuhalten, dass die aktuelle Diskussion dort deutlich mehr unter Anlegerschutzgesichtspunkten geführt wird. Derzeit wird seitens der EU von zwei Ausschüssen an der Direktive gearbeitet. Man darf gespannt sein, was ein auf europäischem Level regulierter Hypothekenmarkt bringt.

Cash.: Wie beurteilen Sie die Regulierungsaktivitäten auf dem heimischen Markt?

Klare: Ich sehe die Vorschläge der Bundesverbraucherschutzministerin Aigner durchaus kritisch – insbesondere deren Fokussierung auf die Themen Allfinanzberater und Honorarberatung. Ich halte es aus der europäischen Sicht für besser, dass dieses Thema nun in den Händen des Bundesfinanzministeriums liegt. Die Baufinanzierungsberatung in Deutschland funktioniert gut. Fehlberatungsvorwürfe sind äußerst selten – sieht man einmal von dem systemischen Zusammenspiel von Kreditinstitut und Vermittler im Fall früherer Schrottimmobilien ab.

Cash.: Liegt das nicht eher im vorhin erwähnten konservativen deutschen Baufinanzierungssystem als in der Qualität der Beratung begründet?

Klare: Nicht unbedingt. Im Prinzip gibt es zwei Filter für richtig alloziertes Geschäft: Erstens der Berater. Kunden, deren Finanzierungswunsch wegen unpassender Rahmenbedingungen nicht realisierbar ist, werden erst gar nicht an den Kreditgeber weitergeleitet, weil daraus kein Geschäft erwachsen kann. Den zweiten Filter bildet dann die Prüfung des jeweiligen Einzelfalls durch den Kreditgeber.

Seite 4: Wie halten Sie es mit der Honorarberatung

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