Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender Union Investment: „Die neue Bundesregierung hat sich für die kommenden vier Jahre viel vorgenommen. Im Koalitionsvertrag wird auch die Reform der privaten Altersvorsorge thematisiert. Diese ist seit vielen Jahren überfällig und weniger komplex als oft antizipiert. Allerdings gilt es, schnell zu handeln, da die Bürger seit Jahren auf diese Reform warten und Entscheidungen für ihre Altersvorsorge treffen müssen. Mit der Absicht, ein neues Vorsorgeprodukt einzuführen, dem Verzicht auf zwingende Garantien und der geplanten Weiterentwicklung für bestehende Verträge setzt die künftige Regierung ein wichtiges Zeichen. Der Koalitionsvertrag gibt Grund zur Hoffnung. Die Koalitionäre haben sich darauf geeinigt, die Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt zu überführen. Das ist der richtige Weg. Die 2002 eingeführte Riester-Rente hat mit über 16 Millionen abgeschlossenen Verträgen zwar eine europaweit einmalige Verbreitung bei der freiwilligen privaten Altersvorsorge gefunden, aber die hohe Komplexität und die sehr hohen Anforderungen an die Produktgestaltung haben in den letzten Jahren zu einem deutlichen Rückgang im Neu- und auch im Bestandsgeschäft geführt. Vor diesem Hintergrund stimmt es optimistisch, dass die neue Regierung die vielen Reformimpulse, die von Verbraucherschützern, Anbietern, Verbänden und Fachvertretern in den letzten Jahren ausgegangen sind, konstruktiv aufnehmen und zügig in eine Reform der privaten Altersvorsorge umsetzen möchte. Dabei kommt es darauf an, bei neuen Formaten für die Altersvorsorge die größten Schwächen der jetzigen Riester-Produkte zu vermeiden, um sie für eine wieder wachsende Zahl an Vorsorgesparern attraktiv zu machen. Der Koalitionsvertrag zeigt in die richtige Richtung, indem er festhält, dass das neue Vorsorgeprodukt von bürokratischen Hemmnissen befreit werden und der Kreis der Förderberechtigten ausgeweitet werden soll. So könnte das zunehmende Problem der Altersvorsorge für Selbständige angegangen werden. Die Absicht, durch eine einfache staatliche Förderung besonders die Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen zu unterstützen, ist sozialpolitisch genau richtig. In Bezug auf die neuen Altersvorsorgeprodukte ist es wichtig, dass die bestehenden Riester-Verträge Bestandsschutz genießen, um das Vertrauen von Millionen aktiven Altersvorsorgesparern nicht zu enttäuschen. Gleichzeitig sollte auf freiwilliger Basis ein Wechsel in die neuen Altersvorsorgeprodukte ohne Nachteile möglich sein. Die neuen Altersvorsorgeprodukte sollten nicht zwangsweise mit einer Garantie ausgestattet sein. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Garantien viel Rendite und damit viel zukünftige Rente kosten können. Mit der Frühstart-Rente, bei der der Staat für jedes Kind zwischen sechs und 18 Jahren pro Monat zehn Euro in ein steuerfreies privates ‚Altersvorsorgedepot‘ einzahlt, geht die neue Bundesregierung einen innovativen, kreativen und vielversprechenden Weg. Zum einen wird für die junge Generation langfristig ein Kapitalstock für deren Rente geschaffen. Zum anderen machen Kinder und deren Eltern durch die Frühstart-Rente erste Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt. Dies ist ein großer Schritt für die Finanzbildung in Deutschland. Der Koalitionsvertrag gibt nun Anlass zur Hoffnung, dass die angekündigte Reform die längst überfälligen neuen Impulse für die Altersvorsorge in Deutschland setzt.“

Hans Joachim Reinke (Foto: Union Investment)