Kolumne Dr. Reitzler: Sprit für heute oder Vorsorge für morgen: Verkennen KMUs die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter?

Rainer Reitzler
Foto: Alexander von Spreti
Dr. Rainer Reitzler CEO Münchener Verein Versicherungsgruppe

In der vielfältigen Welt der Versicherungen nehmen die betriebliche Altersvorsorge (bAV) und die betriebliche Krankenversicherung (bKV) eine zunehmend zentrale Stellung ein. Das Potenzial für ihre Einführung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) bleibt jedoch noch weitgehend unerschlossen.

Obwohl viele Arbeitnehmer sich diese Leistungen wünschen, haben bislang nur wenige KMUs sie in ihr Angebot aufgenommen und bieten stattdessen Sachleistungen wie Obstkörbe und Tankgutscheine an, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu belohnen. Diese Benefits mögen auf den ersten Blick ansprechend wirken, haben jedoch oft weniger langfristige und finanzielle Vorteile für die Mitarbeiter und das Unternehmen im Vergleich zur bAV und bKV. Dies wird besonders deutlich, wenn wir die beiden Optionen in einem einfachen Beispiel gegenüberstellen: Gewährt ein Unternehmen seinen Mitarbeitern einen monatlichen Tankgutschein im Wert von 50 Euro, so summieren sich die Kosten im Laufe eines Jahres auf 600 Euro. Im Gegensatz dazu steht eine monatliche Investition des Unternehmens von knapp 50 Euro in eine bKV (Bsp.: Münchener Verein Budgettarif GemeinsamGesund). Die jährliche Investition beläuft sich also ebenfalls auf 600 Euro, aber ermöglicht den Mitarbeitern die Nutzung von vielfältigen Leistungen im Wert von 1.500 Euro pro Jahr.

Produkte muss es auch für kleine Betriebe geben

Manche Versicherer und Vermittler haben bereits erkannt: Gerade bei KMUs steckt hohes Potenzial für betriebliche Vorsorge. Neben einer direkten Ansprache dieser Unternehmen, ist es wichtig, die Produkte auch an die Bedürfnisse von KMUs anzupassen. So haben wir beim Münchener Verein mit dem Produkt GemeinsamGesund eine bKV im Portfolio, welche diese Zielgruppe besonders im Fokus hat. Umso erfreulicher, dass wir damit im September bei den „Financial Advisors Awards“ von Cash in der Kategorie bKV den Sieg nach Hause bringen konnten. Unter anderem auch, weil Unternehmen es bereits ab fünf Mitarbeitenden abschließen können und Handwerksbetriebe mit dem Tarif HandwerkGesund sogar schon ab drei Mitarbeitenden.

Durch eine objektive Gruppenbildung ab mindestens drei Personen lassen sich Wünsche der Betriebsinhaber umsetzen, welche z.B. auf die Betriebszugehörigkeit fokussieren: Arbeitgeber möchten ggf. nur Mitarbeiter mit einer Betriebszugehörigkeit von drei Jahren begünstigen oder Stufenmodelle zur Mitarbeiterbindung umsetzen. Neben der bKV eignet sich hier auch die bAV hervorragend, um die Versorgungslandschaft bedarfsgerecht zu gestalten.

Neue Chancen für Vermittler durch bKV und bAV

Insgesamt bietet die Integration eines betrieblichen Vorsorgemanagements Versicherungsvermittlern die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen zu erweitern, ihre Kundenbasis zu diversifizieren und stabile Einnahmequellen zu schaffen, während sie ihren Kunden wertvolle Lösungen für die betriebliche Versorgung bieten. Dies stellt eine Win-Win-Situation dar, von der sowohl die Vermittler als auch ihre Kunden profitieren können.

Dabei erarbeiten Vermittler und Arbeitgeber einen gemeinsamen Standard für die individuelle Umsetzung von betrieblichen Zusatzleistungen. Der Vermittler als zentraler Dreh- und Angelpunkt hat dabei die Kundenbedürfnisse im Blick und organisiert eine passgenaue Vorsorgelandschaft so, wie es für den Betrieb sinnvoll ist und gewünscht wird.

Der Vermittler bietet ein umfangreiches, versicherungsflankiertes Portfolio an betrieblichen Lösungsmöglichkeiten an. Die Konzeptionierung erfolgt zusammen mit dem Arbeitgeber in gemeinsamen Gespräch, orientiert am konkreten Bedarf des Kunden.

Betriebliches Vorsorgemanagement: Synergien nutzen

In einem betrieblichen Vorsorgemanagement bilden die bAV und bKV keine isolierten Bereiche, sondern können effektiv miteinander verknüpft werden, um maximale Synergieeffekte zu erzielen. Die Verschmelzung von Alters- und Gesundheitsvorsorge schafft ein umfassendes Vorsorgepaket, das die Mitarbeiterbindung stärkt, Unternehmen im Wettbewerb erfolgreich positioniert und Versicherungsvermittlern neue Geschäftschancen eröffnet. Es ist daher entscheidend, dass Vermittler diese Gelegenheiten nutzen, um KMUs für die strategische Bedeutung eines integrierten betrieblichen Vorsorgeplans zu sensibilisieren und ihnen dessen Wert aufzuzeigen. Denn: Wenn KMUs weiterhin lieber in den Tank als in die Zukunft ihrer Mitarbeiter investieren, könnten sie bald feststellen, dass sie zwar vollgetankte Autos, aber eine leerlaufende Belegschaft haben.

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