Kommentar: Pflegeunterstützung – der Benefit der Zukunft?

Pascal Baumüller
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Pascal Baumüller

Angesichts steigender Anforderungen im Bereich der Pflege könnten potenzielle Arbeitnehmer verstärkt nach Unternehmen suchen, die Maßnahmen zur Unterstützung umgesetzt haben. Kommentar von Pascal Baumüller, Valuniq Pension Consulting

Die Pflegesituation in Deutschland ist kritisch: Laut Statista wurden Ende 2021 bereits 4,17 Millionen Pflegebedürftige zu Hause versorgt – davon 3,12 Millionen überwiegend durch Angehörige. Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen tragen dabei eine hohe Verantwortung und die Situation stellt eine große physische und psychische Belastung dar. Es ist an der Zeit, als Arbeitgeber dieses Thema zur Chefsache zu machen und in den Sozialleistungen zu berücksichtigen – nicht zuletzt im Hinblick auf den anhaltenden Fachkräftemangel.


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Während das Angebot freiwilliger Leistungen wie eine betriebliche Krankenzusatzversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung bereits wichtige Maßnahmen sind, benötigen Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen weitere Unterstützung. Denn viele Betroffene können die zu Pflegenden aus Kostengründen nicht in einem Heim unterbringen oder möchten die Pflege einfach lieber selbst übernehmen.

Aufgrund der Doppelbelastung durch Beruf und Pflege sind viele jedoch auf Dauer nicht in der Lage, die Situation ohne Unterstützung zu bewältigen. Darunter kann wiederum auch die Qualität der Arbeit der Beschäftigten leiden. Es zeichnet sich also ab, dass Pflegeunterstützung durch Arbeitgeber im Kontext der Alters- und Gesundheitsvorsorge zu einem zentralen Thema auf dem Arbeitsmarkt wird.

Die Ansätze sind vielfältig

Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, zum Beispiel mit einer betrieblichen Pflegezusatzversicherung. Denn damit können sie nicht nur ihre Mitarbeiter für das Alter absichern, sondern auch deren Angehörige mitversichern. Tritt ein Pflegefall in der Familie ein, haben die Beschäftigten damit mehr finanziellen Spielraum, um Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen.

Außerdem haben Arbeitgeber die Möglichkeit, ihre Beschäftigten bei dem bürokratischen Aufwand zu unterstützen, der häufig mit der Organisation verbunden ist. Dies betrifft Themen wie die Einstufung des Pflegegrades bis hin zur Beschaffung eines Pflegeheimplatzes oder einer Alltagshilfe. Dazu können Unternehmen zum Beispiel Informationen über verfügbare Pflegeleistungen bereitstellen, bei der Beantragung dieser Leistungen helfen oder bei der Koordination von Terminen und Behördengängen behilflich sein. Dadurch bleibt den Beschäftigten mehr Zeit und Energie für die direkte Pflege ihrer Angehörigen.

Dem Fachkräftemangel trotzen?

Solche Angebote könnten in Zukunft zu einem entscheidenden Kriterium bei der Arbeitgeberwahl werden. Denn angesichts steigender Anforderungen und Verpflichtungen im Bereich der Pflege könnten potenzielle Arbeitnehmer verstärkt nach Unternehmen suchen, die nicht nur attraktive Gehälter und Sozialleistungen bieten, sondern auch Maßnahmen zur Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen umgesetzt haben.

Arbeitgeber, die diese Bedürfnisse erkennen und entsprechende Leistungen einführen, haben daher gute Chancen, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dies kann für viele Unternehmen zukunftsweisend sein, da sich der Fachkräftemangel aufgrund des bevorstehenden Renteneintritts der „Babyboomer“ nicht so schnell entspannen wird.

Pascal Baumüller ist Geschäftsführer der Valuniq Pension Consulting GmbH.

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