Kommentar: Privatpersonen brauchen keine Fondspolicen

Stefan Schmitt
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Eine Fondspolice rechnet sich erst über einen längeren Zeitraum. Das zeigt auch ein Blick auf die Abschluss- und Vertriebskosten. Ein Kommentar von Stefan Schmitt, Inno Invest

Macht die Bafin jetzt ernst? Die Behörde prüft weiter die Versicherer mit den teuersten Policen. Mit klarem Ergebnis: Sechs Unternehmen wurden in der ersten Prüfungswelle identifiziert, zuletzt kamen vier weitere hinzu. Bafin-CEO Mark Branson mahnt, die Tarife zu senken – sonst drohe ein Provisionsverbot. Zu Recht, wie ich finde, denn Fondspolicen sind oft völlig überteuert. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Fondspolicen sind obsolet. Zumindest für Privatpersonen in der Anlageberatung.

Ich bin mir bewusst, dass das natürlich etwas polemisch ist. Es gibt durchaus interessante Einsatzmöglichkeiten für Fondspolicen. Betrachten wir die Fondspolice aus Sicht eines Unternehmers, ist eine Fondspolice eine feine Sache. Denn als Unternehmen nutze ich die Fondspolice für den Kapitalaufbau, ohne den höchst bürokratischen Aufwand eines Depots. Zumal die Kosten für das Produkt – ich will nicht sagen unerheblich sind – aber zumindest weniger relevant. Denn diese Kosten sind für ein Unternehmen steuerlich absetzbar. Noch interessanter ist die Kombination mit einer übergeordneten vermögensverwaltenden Holding. Mit Fondspolicen lassen sich Vermögen steueroptimiert „nach oben“ in die Holding übertragen. So können nächste Projekte oder Zukäufe optimal gesteuert werden. Klar ist, ob mit oder ohne Holding: Die Fondspolice lohnt sich nur bei langfristiger Nutzung.

Und auch als Privatperson kann eine Fondspolice interessant sein. Jedoch ausschließlich für das Ansparen für die eigene Altersvorsorge. Denn wenn der Vertrag mindestens zwölf Jahre läuft und die Auszahlung nach dem 62. Lebensjahr erfolgt, dann muss lediglich die Hälfte des erwirtschafteten Betrags versteuert werden. Wir sprechen also auch hier von einer sehr langfristigen Maßnahme. Denn nur dann amortisieren sich die vergleichsweise hohen Kosten einer Fondspolice. Zu viele Menschen nutzen die Fondspolice jedoch auch für den Vermögensaufbau, um damit später eine Immobilie oder andere Lebensträume zu verwirklichen. Das ist der Fehler. Eine vorzeitige Auflösung ist schnell mit hohen Kosten und finanziellen Verlusten verbunden. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass es völlig verschiedene Kostenstrukturen bei Fondspolicen gibt. Oder anders gesagt: Auch wenn Sie für das Alter vorsorgen möchte, müssen Sie zwingend auf einen preiswerten Vertrag achten. Genau dort setzt die Kritik der Bafin auch konsequenterweise an, dass die Policen oft zu teuer sind.

Dass sich eine Fondspolice erst über einen längeren Zeitraum rechnet, zeigt auch ein Blick auf die Abschluss- und Vertriebskosten. Zur Verdeutlichung ein Rechenbeispiel mit der Bruttobeitragssumme einer üblichen Privatkundenpolice: Die vom Kunden zu entrichtenden Kosten werden für die ersten fünf Jahre fällig und betragen 2,5 Prozent. Bei einer monatlichen Beitragszahlung von 600 Euro und einer Laufzeit von 32 Jahren ergeben sich Gesamtkosten für den Kunden von 5.760 Euro. Die tatsächliche Provision für den Berater liegt allerdings noch deutlich höher, nämlich bei 7.600 Euro. Das bedeutet, dass in den ersten sechs Jahren (Zillmerung) de facto hauptsächlich Provision bezahlt wird und erst ab dem vierzehnten Monat tatsächlich ein Vermögen bzw. eine Rente mit ordentlicher Rendite aufgebaut wird. Privatpersonen sollten sich daher vor dem Abschluss einer Fondspolice gut überlegen, welches Ziel verfolgt wird und ob dies die richtige Anlageform für sie ist.


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Entscheidet sich ein Privatkunde dennoch für eine Fondspolice zur Altersvorsorge, dürfte bei vollständiger Beachtung der Mifid II keine reine Aktienfondsanlage innerhalb des Versicherungsmantels gewählt werden, ohne die Aktienfähigkeit des Kunden festzustellen. Da aber aufgrund der hohen Kostenquote gerne Aktienfonds gewählt werden, wäre dies ohne Anlageberatung und Geeignetheitserklärung nicht umsetzbar und es müssten zwangsläufig andere, weniger volatile Fonds gewählt werden. Bei durchschnittlicher Performance und hoher Kostenquote wäre der Vertrieb von Fondspolicen auch auf diese Weise obsolet.

Zu beachten ist auch: Die fondsgebundene Versicherung ist grundsätzlich nicht steuerlich absetzbar. Gefördert werden fondsgebundene Versicherungen nur als zertifizierte Verträge für die Riester- oder Rürup-Rente. Vielleicht wiederhole ich mich: Augen auf bei der Wahl der Fondspolice.

Wenn Sie also weder Unternehmer sind noch für das Alter sparen möchten, dann ist die Fondspolice für Privatpersonen meiner Meinung nach nicht die richtige Anlageform. Für den Vermögensaufbau ist das Depot immer noch die beste Möglichkeit. Gerade Robo-Advisor haben mit der Online-Vermögensverwalter die Eintrittshürde zu einer professionellen Anlageform deutlich herabgesetzt und der breiten Masse an Privatkunden zugänglich gemacht. Hier gibt es am Markt sehr gute Angebote im Bereich Aktien- und EZF-Strategien.

Gerade für Einsteiger sind ETFs als Sparplan oder Einmalanlage eine gute Wahl: Durch die breite Streuung investiert man in einen ganzen Markt statt in ein einzelnes Unternehmen und minimiert so das finanzielle Risiko. Zudem sind ETFs kostengünstig und flexibel. Gerade im Vergleich zu einer Fondspolice sind die Depot- und Ordergebühren nahezu nicht existent. Größere Investitionen wie der Kauf einer Immobilie, Studiengebühren oder andere Anschaffungen können damit flexibel getätigt werden. Aber selbst für den langfristigen Aufbau einer Altersvorsorge sind sie gut geeignet. Und mal ehrlich, Versicherungen machen auch nichts anders als Vermögensverwalter.

Von der Altersvorsorge abgesehen können wir also festhalten: Privatpersonen brauchen heute keine Fondspolicen mehr.

Stefan Schmitt ist Geschäftsführer von Inno Invest.

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