Kommentar zur „Wärmewende“: Doppelt gemoppelt

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Stefan Löwer leitet das Cash.-Ressort Sachwertanlagen und ist Geschäftsführer der zu Cash. gehörenden G.U.B. Analyse Finanzresearch GmbH.

Warum eigentlich fördert und fordert der Staat zur CO2-Vermeidung sowohl Wärmedämmung als auch eine klimaneutrale Heizung, also meist Wärmepumpe? Kommentar von Stefan Löwer, Cash.

Außer wenn die Wärmepumpe ohne eine Grundisolierung des Gebäudes nicht funktioniert, ist das doch doppelt gemoppelt, wie wir als Kinder zu sagen pflegten. Schließlich wird Strom bald komplett regenerativ erzeugt, so jedenfalls der Plan. Dann bleibt eine gute Dämmung sicher ökonomisch sinnvoll, ist aus CO2-Perspektive aber nicht mehr erforderlich. Denn was ändert sich dadurch in Sachen CO2, wenn das Gebäude dann mit grünem Strom beheizt wird? Richtig: Nichts.

Ohnehin ist nicht realistisch, dass alles gleichzeitig umgebaut wird und zudem zu 100 Prozent perfekt ist. Vielmehr muss die Politik die knappen Mittel auf den Bestand konzentrieren – entweder für Dämmung oder für eine klimaneutrale Heizung. Aber nicht beides.

Gerade bei alten „CO2-Schleudern“ lassen sich oft mit kleinen Mitteln große Verbesserungen erreichen, selbst wenn es danach nicht perfekt ist. Dafür sollte auch privates Kapital mobilisiert werden, statt es – siehe EU-Taxonomie – nur in die besten Gebäude zu lenken, die ohnehin einen guten Standard haben.

Statt dort mit viel Geld das letzte Prozent Wärmeverlust vermeiden zu wollen, kann eine relative CO2-Verbesserung der „worst performing buildings“ weitaus mehr „Impact“ haben. Moderne, mit Strom beheizte Gebäude hingegen brauchen keinen teuren gesetzlichen Energiestandard. Das sollen doch die Eigentümer entscheiden. Dann klappt‘s vielleicht auch wieder mit dem Neubau.

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Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Cash.-Ausgabe 1/2024.

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